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Serie Lehrpersonenmangel – 1+1=1 Grosse Basis Stufe

Eine unbesetzte Stelle brachte eine alte Idee ins Spiel: Die Schuleinheit Lerchenfeld-Goldiwil in Thun legte aufs laufende Schuljahr ihre zwei Basisstufenklassen zusammen. Mit dieser Massnahme löste die Schule ihr Problem einer unbesetzten Stelle.

Da die Räume nun nur noch von einer einzigen Basisstufe genutzt werden, können sie vielfältiger eingesetzt werden.

Aufgrund des Fachkräftemangels konnte an der Schule Lerchenfeld-Goldiwil eine vakante Stelle trotz intensiver Bemühungen, verschiedener Bewerbungen und Vorstellungsgesprächen nicht geeignet besetzt werden. Bislang wurden zwei getrennte Basisstufenklassen geführt, doch für eine Klasse fehlte eine Lehrperson – eine herausfordernde Situation. Die Lösung für die unbesetzte Stelle kam schliesslich aus dem Team: «Bereits vor mehreren Jahren kursierte die Idee einer grossen Basisstufe», so die Co-Schulleitung Stefan Bähler und Urs Seiler. Sogar der erste Entwurf eines Konzepts bestand schon von früheren Überlegungen. So konnte sich die Schulleitung gemeinsam mit dem Kollegium umgehend an die Planung und Umsetzung machen. Da alle Beteiligten von Beginn an involviert waren, «ist die Akzeptanz im Team entsprechend hoch», so die Schulleitung. Vorerst ist die zusammengelegte Basisstufe auf ein Jahr terminiert.Zwei grosse Räume mit festem Sitzkreis, Ruhe- und Flüsterzonen, Bewegungsraum und Atelier und mobiler Einrichtung: So präsentiert sich die Basisstufe der Schuleinheit Lerchenfeld-Goldiwil «LeGo». Seit dem Start ins neue Schuljahr besuchen die 35 Kinder vom 1. Kindergartenjahr bis zur 2. Klasse den Unterricht in altersgemischten Gruppen – sogenannten Familien. Das «Familienoberhaupt» – meistens eines der ältesten Kinder – hilft mit, damit sich die Jüngeren wohlfühlen und zurechtfinden. Das neue Basisstufenteam wird von einem multiprofessionellen Team geführt. Dieses besteht aus zwei ausgebildeten Primarlehrpersonen, die sich die Funktion als Klassenlehrperson teilen. Die beiden Lehrpersonen werden dabei von zwei erfahrenen Unterrichtenden ohne Lehrdiplom unterstützt. Weiter besteht das Team aus einer schulischen Heilpädagogin und einer Lehrperson für Deutsch als Zweitsprache. Durch die enge Zusammenarbeit im Team können alle Beteiligten ihre Kompetenzen zugunsten einer guten Bildungsqualität einbringen und sich fachlich ergänzen. Der Modellwechsel verändert die Anzahl unterrichteter Lektionen nicht.

Wie organisiert sich das Team?

Gegen aussen hat das Team eine Ansprechperson. Zwei ausgebildete Primarlehrpersonen teilen sich die Funktion der Klassenlehrperson. Diese Lehrpersonen haben die Verantwortung für die Fachbereiche Deutsch, Mathematik und NMG. Die Absprachen erfolgen in einem fest definierten Zeitgefäss, das wöchentlich stattfindet. Zusätzliche Absprachen finden nach Bedarf statt.

Was sind die Vorteile – nebst der personellen Lösung?

«Da die beiden Räume nun nur noch von einer einzigen Basisstufe genutzt werden, können sie vielfältiger eingesetzt werden – schliesslich braucht es keine doppelten Nutzungen wie etwa zwei Sitzkreise mehr», so die Schulleitung.

Natürlich sei es wichtig, dass ein Team harmoniere und die Idee gemeinsam trage, so die Schulleitung. Je nach Raumverhältnissen und Teamzusammensetzung könnte nach einer Zusammenlegung auch die Klassengrösse eine Herausforderung sein. «Wir hatten das Glück, dass wir nicht zwei Gruppen mit je über 20 Kindern hatten. Unsere zusammengelegte Basisstufe besteht aus 35 Kindern – das ist für uns machbar», so die Schulleitung.

Was sagt die zuständige Schulinspektorin?

«Gemeinsam suchten die Schulleitung und die bestehenden, engagierten Basisstufen-Lehrpersonen nach einer neuen Lösung, um die zweite Basisstufenklasse zu besetzen. Im Prozess der Lösungsgestaltung wurden die Behörde und die Schulinspektorin regelmässig einbezogen und brachten ebenfalls Anregungen ein. Für mich besticht das Projekt ‹1 Basisstufe› der Schuleinheit Lerchenfeld-Goldiwil vor allem durch diese drei Faktoren: Erstens waren die bestehenden Lehrpersonen bereit, zu einer neuen Lösung beizutragen. Zweitens bieten sich die Räumlichkeiten im Lerchenfeld optimal an, ‹1 Basisstufe› zu führen. Und drittens sorgte eine transparente Kommunikation gegenüber den Eltern dafür, auch sie für die aussergewöhnliche Lösung zu gewinnen.»
Caroline Stähli-Zwahlen, Schulinspektorin Kreis 4

Toolbox Lehrpersonenmangel

Die BKD und die PHBern bündeln ihre Unterstützungsangebote in einer Toolbox, die Schulen beim Umgang mit dem Fachpersonenmangel hilft. Gezielt entwickelte Weiterbildungen, individuelle Beratungen, praxisnahe Unterrichtsmaterialien
sowie finanzielle Entlastungsmöglichkeiten erlauben es Schulen, Herausforderungen aktiv anzugehen und den Schulalltag nachhaltig zu gestalten.

Angebote zur Öffnung des Unterrichts

Sie wollen an Ihrer Schule den Unterricht schrittweise öffnen und die Qualität der Lehr-Lern-Prozesse gemeinsam weiterentwickeln? Die steigende Heterogenität der Lernenden, der Fachkräftemangel und ein sich wandelnder Schulalltag fordern Schulen heraus. Eine gezielte Antwort darauf ist die schrittweise Öffnung des Unterrichts. Sie ermöglicht es, auf die Vielfalt der Lernenden einzugehen, Lehrpersonen in neuen Rollen wirksam werden zu lassen und Schulen zukunftsfähig zu gestalten.

Stefanie Christ

Fotos: Schule Lerchenfeld Goldiwil

 

EDUCATION 3.25

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