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Samuel Hürzeler – Nach der Sportkarriere zurück zu den Wurzeln

Samuel Hürzeler ging selbst einmal am Bildungszentrum Interlaken (BZI) zur Schule und unterrichtete früher bereits einmal am BZI. Weshalb er gerne wieder zurückgekommen ist und welche Schwerpunkte er jetzt im Sportunterricht setzt, erzählt er im Porträt.

Samuel Hürzeler gehörte zu den weltbesten Triathleten, heute lehrt er Sport und Allgemeinbildenden Unterricht am Bildungszentrum Interlaken.

Ein Ironman-Triathlon besteht aus 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42 Kilometern Laufen. Diese Distanz hat Samuel Hürzeler über 30-mal auf Profiniveau absolviert, er gehörte jahrelang zu den Weltbesten. Daneben hat er unter anderem auch zwei Gigathlonsiege und neun Siege am Inferno-Triathlon im Berner Oberland feiern können. Die Liste seiner Erfolge ist lang.

Hamburger und Rohkost

Längst weiss Miguel Mira um die Vorlieben der Kinder. In seinem Briefkasten, den er für besondere Essenswünsche aufgestellt hat, liegen die Zettelchen, auf denen die grössten Hits der Kinder stehen: sehr oft Spaghetti oder Penne mit Tomatensauce. Weitere Spitzenreiter sind Pizza, Chicken-Nuggets und Hamburger.

Hamburger? Darf er das den Kindern auftischen? Schliesslich hat die Stadt Bern einen 16-seitigen Leitfaden mit «Ernährungs- und Qualitätsrichtlinien für die Mahlzeitenherstellung in familienergänzenden Betreuungseinrichtungen». «Natürlich gibt es ab und zu Hamburger», sagt Miguel Mira.

Virtuos meistert er die Gratwanderung zwischen den Ansprüchen der Erwachsenen und den Träumen der Kinder. Zu den Hamburgern gibt es Bratkartoffeln statt Pommes frites und saisonale Rohkost vom Biolieferanten aus der Nähe. Die Kinder würden Herrn Miras Hamburger kaum mit einem von McDonalds tauschen wollen. Denn Herr Mira weiss, wie man die Mayonnaise selbst macht. Und das fasziniert die Kinder: wie mit dem Mixer aus Eiern und Öl die dicke gelbe Paste entsteht, die so viel besser schmeckt als die aus der Tube.

Herr Mira setzt sich jeden Mittag selbst an den Tisch und isst mit, was er gekocht hat. Wenn er sich dann ganz selbstverständlich Randen, Spinat oder Blumenkohl schöpft, dann hören die meisten Kinder auf, solches Gemüse misstrauisch zu beäugen oder darüber zu schnöden. Doch Miguel Mira bleibt Realist: «Solche Sachen haben nie alle Kinder gern», räumt er ein. Aber es kommt immer wieder vor, dass er die eine oder den anderen auf den Geschmack bringt. Besonders weil sie wissen, dass das Gemüse vom Bauernhof in der Nähe kommt.

«Lernen, lachen, leisten»

Neben Sportlektionen gibt der studierte Sportwissenschaftler seit dem letzten Schuljahr neu auch Allgemeinbildenden Unterricht. Für ihn ein optimaler Ausgleich zur körperbetonten Arbeit in der Turnhalle: «Das passt für mich so sehr gut.» Berufsbegleitend besucht er aufgrund seiner bisher fehlenden Ausbildung in diesem Fach entsprechende Kurse an der PHBern. «Manchmal denken die Berufsschülerinnen und -schüler im Vorfeld, dass der Sportunterricht mit einem ehemaligen Profisportler besonders anstrengend und fordernd sein könnte», lächelt Hürzeler.

Für ihn steht aber etwas anderes im Vordergrund als maximale Anstrengung. Ihm gehe es vor allem darum, dass in der Turnhalle gelernt, gelacht und geleistet werde. Alle drei Begriffe sind für ihn gleich wichtig. «Wenn wir es schaffen, in einer Lektion alle drei abzuhaken, dann war es definitiv eine erfolgreiche Turnstunde», resümiert der in Därligen aufgewachsene Hürzeler.

Er selbst sieht seine Rolle auch darin, dass er meist die letzte sportliche Station für die Jugendlichen in der Schule ist. Deshalb möchte er ihnen noch einmal zeigen, wie vielfältig Sport ist – verbunden auch mit der Hoffnung, dass die Jugendlichen womöglich einen neuen Sport für sich entdecken, den sie auch im Erwachsenenalter weiterführen. «In meinem Unterricht versuche ich möglichst viele Sportarten abzudecken und so das Interesse zu wecken», erklärt er.

Bisher keinen Triathlonunterricht

Auch wenn er selbst sein Trainingspensum im Vergleich zu den Vorjahren stark reduziert hat, dem Sport ist Hürzeler treu geblieben. «Für mich ist Bewegung der optimale Ausgleich zu meinem Schulalltag», sagt er. Deshalb versucht er, den Sport in seinen Alltag zu integrieren. Seinen Arbeitsweg von Heimberg nach Interlaken legt er wann immer möglich dem Thunersee entlang mit dem Rad zurück. Nach zehn Lektionen Unterricht gehe er am liebsten 30 bis 45 Minuten joggen. «Das hilft mir dabei, über meine Arbeit nachzudenken und auch die Gedanken frei zu kriegen», so Hürzeler.

Und obwohl er ehemaliger Triathlonprofi ist, hat er noch nie mit einer Klasse einen Triathlon gemacht. «Das mache ich nur, wenn dies von einer Klasse explizit gewünscht würde», schmunzelt er.

Samuel Hürzeler (41)

hat an der Eidgenössischen Hochschule für Sport Magglingen den Bachelor of Science in Sports sowie den Master of Science in Sports mit Studienrichtung Spitzensport und der Vertiefung in Trainingswissenschaften abgeschlossen. Nach sechs Jahren als Profitriathlet ist er seit Sommer 2024 zurück am BZI und unterrichtet Sport und Allgemeinbildenden Unterricht. Er ist in Därligen am Thunersee aufgewachsen und lebt in Heimberg. Zu seinen grössten sportlichen Erfolgen gehört u. a. der neunmalige Sieg an seinem Heimrennen, dem Inferno-Triathlon, der von Thun auf das Schilthorn führt. Als Profi hat er rund dreissig Ironman-Triathlons absolviert, zwanzig davon unter den besten Zehn.

Yves Brechbühler

Foto: Ruben Ung

 

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