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De l’importance des amitiés

Les amitiés occupent une place centrale à l’école. Elles créent un sentiment d’appartenance, facilitent l’apprentissage et aident à surmonter des obstacles. Elles offrent également une sécurité émotionnelle, renforcent la confiance en soi et favorisent les compétences relationnelles. Non seulement les amitiés constituent l’un des piliers de la réussite scolaire, mais elles aident aussi les enfants à mûrir en développant leur empathie, leur capacité à gérer les conflits et leur disposition à coopérer. Ainsi, elles ne sont pas un simple phénomène qui accompagne le quotidien à l’école, mais constituent aussi une force déterminante qui va bien au-delà des murs de la salle de classe. Cela vaut pour les élèves, mais aussi pour les enseignantes et enseignants.

Dans la salle des maîtres et au sein des institutions, les amitiés revêtent également une grande importance. Elles façonnent la collaboration, favorisent l’entraide au travail et renforcent la cohésion pour relever ensemble les défis. Qui dit confiance entre personnel enseignant et équipes pédagogiques, dit ambiance positive, non seulement au niveau de l’enseignement, mais aussi au niveau de la vie scolaire dans son ensemble. De même, des partenariats stables et empreints d’amitié entre écoles, autorités chargées de la formation et organisations externes permettent des développements innovants et enrichissent les offres de formation. L’amitié n’est donc pas une simple affaire personnelle, mais constitue également un fondement social qui s’étend au-delà de la cour de récréation.

Durch dick und dünn – Die Bedeutung von Freundschaften

Freundschaften bestimmen, wer wir sind und wie wir uns begegnen. Schon früh prägen sie unsere Erfahrungen und tragen zur persönlichen Entwicklung bei. In der Schule sind Freundschaften nicht nur soziale Verbindungen, sondern eine prägende Kraft, die Lernen, Persönlichkeitsentwicklung und soziale Integration nachhaltig beeinflusst.

Wer kennt sie noch, die «Abenteuer des Huckleberry Finn», in denen Huck zusammen mit seinem Freund Tom Sawyer allerhand Wagnisse unternimmt und mit dem entflohenen Sklaven Jim auf der Fahrt den Mississippi hinunter eine Freundschaft schliesst, die gesellschaftliche Schranken überwindet?1 Oder die Abenteuer von George, Julian, Dick und Anne?2

In den weiten Landschaften Cornwalls lösen die «Fünf Freunde» mit ihrem treuen Border Collie Timmy knifflige Rätsel, jagen Gauner und stellen sich jeder Gefahr. Oder die Lausbuben Eugen, Wrigley, Bäschteli und Eduard, die einen Streich nach dem anderen aushecken und in jeder Lage zusammenhalten?3

Ob in Amerika, England oder der Schweiz – gemeinsam verkörpern die Protagonistinnen und Protagonisten der Werke von Mark Twain, Enid Blyton und Klaus Schädelin Freiheit und Freundschaft, Abenteuerlust und den Drang nach Selbstbestimmung. Ihre Geschichten zeigen, dass wahre Freundschaft keine Grenzen kennt – weder geografisch noch gesellschaftlich. Freundschaft ist eine universelle Kraft, die starke Bande schmiedet.

Facetten der Freundschaft

Doch was ist es für eine Bande, die sich Freundschaft nennt und von der Cicero sagt, sie verdopple unsere Freude und halbiere unser Leid?4

Was genau macht eine Freundschaft aus? Ist sie blosse Zweckgemeinschaft, gemeinsames Vergnügen oder eine tiefere Verbindung, die uns prägt und wachsen lässt? Gehen wir zurück zur Wiege des abendländischen Denkens, gehen wir ins antike Athen: In der Polis ist die philia (Freundesliebe) das Fundament sozialer und politischer Bindungen, etwa in Bürgergemeinschaften oder Bündnissen. Der Begriff bezeichnet hier schon eine tiefgehende, auf gegenseitigem Wohlwollen basierende Form der Zuneigung. Hierzu unterscheidet Aristoteles in der Nikomachischen Ethik5 zwischen erstens einer nützlichen Freundschaft, basierend auf gegenseitigem Vorteil, die vor allem in Geschäftsbeziehungen hervortritt. Zweitens der Freundschaft als Vergnügen, die wiederum auf Interessen und Freuden, die zusammen erlebt werden, beruht. Drittens schliesslich der vollkommenen Freundschaft, der edelsten Form, die geprägt ist von gegenseitiger Wertschätzung des Charakters und moralischer Tugend.6

Diese höchste Stufe der Freundschaft ist selten, da sie auf einer tiefen Verbindung zwischen zwei gleichgesinnten Menschen basiert, die sich nicht aufgrund äusserer Umstände, sondern wegen der inneren Qualitäten des jeweils anderen schätzen. Solche Freundschaften erfordern Zeit, Beständigkeit und einen moralisch guten Charakter, da sie nicht von Nutzen oder flüchtigem Vergnügen abhängig sind, sondern auf der Tugendhaftigkeit und der gegenseitigen Förderung des Guten beruhen.

Für Aristoteles ist die vollkommene Freundschaft denn auch mehr als eine Quelle persönlicher Erfüllung, vielmehr ist sie der Grundpfeiler des gelungenen Lebens.7 Sie verkörpert eine harmonische Balance zwischen persönlichem Wachstum, ethischer Verantwortung und gemeinschaftlicher Verbundenheit – eine ideale Form der philia, die über das Individuum hinaus auch zur Stabilität und Gerechtigkeit in der Gesellschaft beiträgt.

Impulsgeberin für Entwicklung und Lernerfolg

Freundschaften beeinflussen, so die einhellige Fachmeinung,8 wie Kinder und Jugendliche lernen, sich entwickeln und die Welt um sich herum erleben. Studien zeigen, dass Freundschaften nicht nur die soziale Kompetenz stärken, sondern auch die schulische Motivation und den Lernerfolg positiv beeinflussen.9

Wenn junge Menschen auf dem Schulhof gemeinsam spielen, lachen, sich anvertrauen oder sich necken, sind das Ausdrucksformen der Freundschaft. Selbst ein beiläufiges Kichern über einen selbst erfundenen Witz, der sich durch die Klasse bis zur Lehrperson verbreitet, ist weit mehr als nur ein Moment des Vergnügens – es schafft ein Gefühl der Sicherheit, stärkt das Zugehörigkeitsgefühl und fördert das gemeinsame Wachstum. Enge soziale Bindungen fördern Engagement und Lernbereitschaft, helfen bei der Bewältigung von Herausforderungen und wirken sich langfristig auf Motivation und kooperative Kompetenzen aus. Sie bieten emotionale Sicherheit, reduzieren Stress und helfen, schulische Frustrationen zu verarbeiten. Zudem regen sie durch gegenseitige Hilfe und den gemeinsamen Austausch von Wissen das kognitive Lernen an. Letztlich zeigen Freundschaften, dass Schule weit mehr ist als ein Ort der Wissensvermittlung – sie ist auch ein Raum des sozialen Lernens.

Auf diesen Aspekt werfen wir mit der Schulsozialarbeiterin Isabelle Kühni einen genaueren Blick. Sie betont, dass Freundschaften Selbstakzeptanz, mentale Gesundheit, Konfliktfähigkeit und schulische Entwicklung beeinflussen. Besonders im Schulumfeld prägen sie Klassendynamiken und das Lernklima, erfordern jedoch kontinuierliche Pflege und Anpassung. Lehrpersonen, Schulsozialarbeit und Eltern spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie Kinder in der Entwicklung sozialer Kompetenzen begleiten und unterstützen. Doch Freundschaften sind nicht nur individuell bedeutsam – sie haben auch strukturelle Auswirkungen, etwa auf Teamdynamiken oder pädagogische Konzepte. Lesen Sie, was das spannende Experteninterview zu unserem Dossierthema sonst noch bereithält.

Lesen Sie auch die Statements zweier Freundespaare, was für sie Freundschaft bedeutet und wo diese ihnen geholfen hat, Herausforderungen zu bewältigen.

Freundschaft im Kollegium als Fundament für die Schulgemeinschaft

Ein weiterer wesentlicher Aspekt der Freundschaft ist ihre Bedeutung im Kollegium. Lehrpersonen sind nicht nur Wissens-vermittelnde, sondern auch zentrale Figuren für das soziale Klima in der Schule.

Auch im Lehrerzimmer besteht das Bedürfnis nach einem vertrauensvollen Umfeld – sei es, um fachliche Synergien zu nutzen oder um sich über soziale Herausforderungen auszutauschen. Der Vorteil: Ein starkes Kollegium kann Konflikte schneller lösen, gemeinsame Werte vermitteln und das Gemeinschaftsgefühl innerhalb der Schule stärken.

Zudem wirkt ein harmonisches und unterstützendes Kollegium über den Lehrerzimmeralltag hinaus: Es prägt das Schulleben als Ganzes und beeinflusst durch vorgelebte Freundschaft die Beziehungen unter Schülerinnen und Schülern. Lehrpersonen, die in einem positiven und kollegialen Umfeld arbeiten, leben Zusammenarbeit, Respekt und gegenseitige Unterstützung vor – eine Haltung, die von den Lernenden wahrgenommen und adaptiert wird.
Wie ein Blick in den französischsprachigen Teil des Kantons zeigt, wird ein funktionierendes Teamgefühl unter Lehrpersonen gezielt gefördert.

Lesen Sie im Beitrag von Salomé di Nuccio, wie die Filière bilingue in Biel und die École secondaire du Bas-Vallon mit gemeinschaftlichen Aktivitäten das Schulklima stärken und ein stabiles schulisches Umfeld schaffen.

Schlüssel zur Bildung der Zukunft

Freundschaften stärken nicht nur die Schülerschaft und den Lehrkörper, sondern auch die Institution Schule selbst. Eine solche institutionelle Freundschaft, wie sie der Rektor der PHBern, Martin Schäfer, im Interview beschreibt, basiert auf gegenseitigem Respekt, Vertrauen und einer realistischen Erwartungshaltung – immer mit dem Ziel, gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen

Angesichts der wachsenden Komplexität im Bildungssystem kann keine einzelne Institution gesellschaftliche Aufgaben isoliert lösen.

Stattdessen sind stabile, freundschaftlich geprägte Partnerschaften zwischen Schulen, Bildungsbehörden und externen Organisationen entscheidend, um Innovation zu fördern und das Bildungswesen praxisnah weiterzuentwickeln. Die PHBern setzt dabei auf gezielte Vernetzung und Kooperationen – sowohl mit Schulen als auch mit externen Partnern –, um Wissenstransfer, pädagogische Qualität und die Ausbildung zukünftiger Lehrpersonen nachhaltig zu stärken.

Was die Welt in den Fugen hält

Freundschaft in der Schule ist weit mehr als eine soziale Spielart. Sie ist nicht nur eine persönliche Angelegenheit, sondern ein gesellschaftliches Fundament, das in Schulklassen und Lehrerzimmern errichtet wird und weit über den Schulhof hinausreicht. Als prägende Kraft für Entwicklung, Zusammenhalt und Lernkultur trägt sie massgeblich zur Gestaltung eines lebendigen Bildungsraums bei.
Was für Huck Finn, die «Fünf Freunde» und die Lausbuben um Eugen unvergessliche Abenteuer sind, was nach Cicero Freude und Glück vermehrt und was für Aristoteles das Streben nach dem Guten fördert, ist auf dem Pausenplatz eine gelebte Realität des gemeinsamen Wachsens. Freundschaft stärkt Vertrauen, unterstützt das Lernen und fördert die persönliche Reifung. Im Kollegium schafft sie ein kooperatives Arbeitsklima, auf institutioneller Ebene ebnet sie den Weg für innovative Bildungsprozesse.

Lassen Sie uns deshalb Freundschaft nicht als beiläufiges Phänomen begreifen, sondern als unverzichtbare Grundlage für Lernen, Zusammenhalt und ein Vertrauen, das von gegenseitiger Anerkennung getragen wird. Freundschaft ist keine Selbstverständlichkeit – sie wächst mit uns. Sie ist «der einzige Zement, der die Welt in den Fugen hält» (Woodrow Wilson). Lassen Sie uns ihr die Aufmerksamkeit schenken, die sie verdient.

Freundschaften wollen gepflegt sein

Freundschaft als freiwillige Bindung zwischen Individuen ist mehr als ein loses Gefüge – Freundschaft erfordert Pflege, Aufmerksamkeit und gegenseitiges Engagement. Eine tragfähige Freundschaft gründet auf Wohlwollen, Respekt und Verbundenheit sowie Wertschätzung. Sie wächst durch gemeinsame Erlebnisse und bewährt sich in Herausforderungen.

Doch damit sie Bestand hat, muss sie gepflegt werden. Vertrauen aufbauen, sich aufeinander einlassen, gemeinsame Werte teilen, all das festigt eine Beziehung. Offenheit, Verlässlichkeit und die Fähigkeit, Konflikte konstruktiv zu lösen, sind essenziell, ebenso wie gegenseitige Unterstützung in schwierigen Momenten.
Gerade in der Schule zeigt sich Freundschaft in kleinen Gesten – im gemeinsamen Lernen, im geteilten Lachen, in spontaner Hilfe.

Diese Momente schaffen ein Klima der Zugehörigkeit, das Wohlbefinden, Motivation und Lernbereitschaft stärkt. Bewusst gepflegte Freundschaften tragen nicht nur zur persönlichen Entwicklung bei, sondern prägen das soziale Gefüge einer Gemeinschaft nachhaltig. Sie fördern eine Kultur des Respekts, die über den Schulalltag hinaus Bestand hat.

Der Coming-of-Age-Roman von Mark Twain beschreibt die persönliche Reifung und moralische Selbstfindung eines jungen Burschen, der sich gegen gesellschaftliche Normen stellt und seinen eigenen Weg wählt. Während die Freundschaft zu Tom eine kameradschaftliche, abenteuerlustige Verspieltheit darstellt, steht diejenige zu Jim für tiefe Verbundenheit, die auf Vertrauen und Loyalität gründet. Der grosse amerikanische Klassiker aus dem Jahr 1884 veranschaulicht in besonderer Weise, wie Jugendfreundschaften Identität und Moral formen.

2Enid Blytons Jugendbuchreihe Fünf Freunde zählt zu den bekanntesten Klassikern der Abenteuerliteratur. Mit ihrem klaren Gerechtigkeitssinn, ihrem Mut und ihrer engen Verbundenheit verkörpern die «Fünf Freunde» zentrale Werte wie Zusammenhalt, Loyalität und Abenteuerlust. Die Reihe, deren erster Band 1942 erschien, prägte Generationen von jungen Leserinnen und Lesern und gehört bis heute zu den meistgelesenen Werken der Kinder- und Jugendliteratur.

3Klaus Schädelins Jugendroman Mein Name ist Eugen erzählt humorvoll die Abenteuer einer Gruppe von Lausbuben in der Schweiz der 1940er- Jahre. Eugen und seine Freunde erleben zahlreiche Streiche und Unternehmungen, während sie auf der Suche nach dem legendären Fritzli Bühler quer durchs Land reisen. Die Geschichte ist geprägt von Witz, Sprachspielereien und einem nostalgischen Blick auf eine unbeschwerte Kindheit. Der Roman von 1955 gilt als Klassiker der Schweizer Jugendliteratur.

4In seinem Werk Laelius de amicitia (Über die Freundschaft) betont Cicero die Bedeutung der Freundschaft für das menschliche Leben:
«Consuetudo consuetudinem conglutinat, et benevolentia devincit animos, et fit ex ea conjunctione summa caritas, quæ hominum naturas primum congregavit» (Anteilnehmende Freundschaft macht das Glück strahlender und erleichtert das Unglück).

5Aristoteles’ Nikomachische Ethik ist ein grundlegendes Werk der antiken Moralphilosophie, in dem er die Frage nach dem guten und glückseligen Leben (eudaimonia) untersucht. Er beschreibt Tugenden als Charaktereigenschaften, die durch Übung und Gewohnheit erworben werden, und entwickelt ein ethisches Modell, das sich an der Idee der mesotes (goldenen Mitte) orientiert. In diesem Kontext betrachtet Aristoteles auch die Freundschaft (philia) als
eine zentrale Grundlage für ein erfülltes Leben durch Verbundenheit, Vertrauen und gegenseitige Wertschätzung.

6Diese Einteilung findet sich im 8. Buch der Nikomachischen Ethik, insbesondere in den Kapiteln 3 und 4.

7Nikomachische Ethik, 8. Buch, Kapitel 1.

8Anstatt vieler Carina Tillack et al.: Soziale Beziehungen im Kontext von Motivation und Leistung. Der Band bietet umfassende Einblicke, wie mitunter Freundschaften die Motivation und Leistung von Schülerinnen und Schülern beeinflussen.

9So wird in verschiedenen Peer-Studien untersucht, wie Beziehungen zu Gleichaltrigen verschiedene Lebensbereiche von Kindern und Jugendlichen beeinflussen, einschliesslich ihrer schulischen Leistungen (Auswirkung von Peer-Beziehungen auf den Lernerfolg).

Christoph Schelhammer

Fotos: Christian Knörr

EDUCATION 1.25

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