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Se nourrir à l’ère des réseaux sociaux

Les questions relatives à l’alimentation sont centrales chez les jeunes et les jeunes adultes :

  • Que cuisiner ?
  • Plat végétarien, végane ou avec de la viande ?
  • Quels aliments sont de saison ?
  • Qui a des intolérances ?

Pour répondre à ces questions, ils consultent souvent les réseaux sociaux. « Les influenceuses et influenceurs endossent un rôle d’expertes et experts », explique Ronia Schiftan, psychologue spécialisée dans le domaine de l’alimentation.

« Ils partagent des informations sur les habitudes alimentaires et influencent ainsi le comportement des jeunes. »

Plutôt que de diaboliser les réseaux sociaux, Ronia Schiftan recommande d’adopter un regard critique : s’interroger sur les sources des contenus, les valeurs qu’ils renferment, mais aussi leur financement ou les moyens techniques employés pour leur réalisation. En effet, les réseaux sociaux ne représentent pas que des dangers, ils sont aussi l’occasion pour les jeunes d’échanger avec des personnes qui leur ressemblent et d’obtenir des conseils. « Réfléchir sur son comportement et sur l’utilisation que l’on fait des offres numériques est essentiel », souligne Ronia Schiftan.

« Les parents, les enseignantes et enseignants et les élèves doivent être capables de voir l’envers du décor des réseaux sociaux. »

Vegetarisch, vegan oder doch mit Fleisch?

Was esse ich und wie viel? Fragen der Ernährung sind allgegenwärtig. Um sie zu beantworten, bedienen sich Jugendliche auch der sozialen Medien. Die Berner Ernährungspsychologin Ronia Schiftan kennt die Perspektiven aller Beteiligten – und plädiert für einen aktiv-kritischen Umgang.

Der Mensch ist, was er isst. Dieser dem deutschen Philosophen Ludwig Feuerbach zugeschriebene Aphorismus bringt auf den Punkt, welchen Stellenwert die Ernährung hierzulande geniesst. Auch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen. «Ein Leben lang sind wir mit Essen beschäftigt», sagt Ronia Schiftan, Ernährungspsychologin und Mitinhaberin von externas – einer Berner Firma, die sich mit Fragen von Digitalität und Ernährung auseinandersetzt. «Wenn sich unser Leben wandelt, etwa altershalber, verändert sich auch unser Essverhalten.»

Aufgrund ihres Engagements in der Arbeit mit Jugendlichen weiss Ronia Schiftan, dass die Ernährung auch innerhalb von Peergroups eine grosse Rolle spielt: «Jugendliche und junge Erwachsene setzen sich stark mit Essen und Ernährung aus einander, etwa dann, wenn sie gemeinsam ein Abendessen zubereiten. Hier tut sich ihnen ein mächtiger Fragenkomplex auf.» Wo kochen wir und was? Was ist zurzeit angesagt? Kochen wir vegetarisch, vegan oder doch mit Fleisch? Mit Gemüse vom Markt oder aus dem Detailhandel? Was hat Saison? Welche Inhaltsstoffe sind da drin in den Produkten? Und wer weist welche Unverträglichkeiten auf?

Internetpopstars

Zum Themenkoloss Ernährung gesellt sich spätestens ab dem Jugendalter der Bereich Social Media hinzu. Das Departement für Angewandte Psychologie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) publiziert jedes Jahr die JAMES-Studie, die das Medienverhalten von Schweizer Jugendlichen beleuchtet. Gemäss neusten Erhebungen zählen soziale Netzwerke weiterhin zu ihren wichtigsten Medien im Alltag.

Spitzenreiter sind die Kanäle Instagram, WhatsApp, YouTube und TikTok. Während WhatsApp dem Chatten mit Freunden dient, werden auf anderen Plattformen populäre, angesagte Themen bespielt.

«Solche Trends werden von Influencern vermittelt», erklärt Ronia Schiftan. «Das sind Beeinflusserinnen und Beeinflusser, die auf Social Media grosse Popularität geniessen aufgrund der Anzahl Follower, also ihrer Anhängerinnen und Anhänger. Per Mausklick erreichen Influencer einen sehr grossen Personenkreis.»

Es liegt auf der Hand, dass Social Media bei der Informationsbeschaffung zur Beantwortung von Ernährungsfragen als zentraler Wegweiser fungiert. «Influencer nehmen hierbei eine Art Expertenrolle ein», weiss Ronia Schiftan. «Via Plattform vermitteln sie Informationen zu Ernährungs- und Verhaltensweisen. Damit nehmen Influencer direkten Einfluss auf das Essverhalten junger Menschen.»

Schlafender Wächter

Bei Fachpersonen stehen Influencer jedoch arg in der Kritik. «Perfektionierte Selbstdarstellungen mit stark bearbeiteten Bildern und die Vermittlung von Fehlinformationen stellen ein potenzielles Risiko für vulnerable Jugendliche dar», sagt Ronia Schiftan.

Eine aktuelle Studie des Magazins «Ernährung im Fokus» konnte aufzeigen, worin die Risiken bestehen: Viele Jugendliche nutzen soziale Medien passiv, kommunizieren also nicht aktiv mit, sondern konsumieren einfach die Inhalte von Drittpersonen. «Anhand einer solch passiven Nutzungsweise setzen sich Jugendliche einerseits fragwürdigen expliziten Botschaften aus, etwa in der Form: ‹Konsumiere Chlorophyll, das macht dich gesund›», erzählt die Ernährungspsychologin. «Andererseits vermitteln Influencer – auch dank intensiver Bebilderung – überaus raffinierte, implizite Werthaltungen, in der Art: ‹Wenn du schlank und gebräunt bist, bist du beliebt.› Wer Social Media unaufmerksam und passiv  konsumiert, verinnerlicht solch implizite Botschaften im Handumdrehen, weil sich der je eigene kritische Informationswächter im Schlafmodus befindet.»

Kommt hinzu, dass sich Jugendliche und junge Erwachsene in einer vulnerablen Lebensphase befinden. «Junge Menschen auf der Suche nach sozialer Zugehörigkeit und nach der eigenen Identität, die ständig Neues ausprobieren möchten, sind solchen implizit und explizit transportierten Botschaften auf Social Media schonungslos ausgesetzt – und lassen sich entsprechend leicht davon beeinflussen.»

Mit Medien leben

Ronia Schiftan warnt jedoch davor, soziale Medien vorschnell zu verteufeln. «Digitale Netzwerke gehören längst zu unserem Alltag dazu und tragen auch zur Emanzipierung von Jugendlichen bei. Streamingdienste wie Netflix oder Spotify übernehmen heute jene Informationsfunktionen, die früher dem linearen Radio oder Fernsehen zugekommen sind.»

Der von Netflix 2018 ausgestrahlte US-amerikanische Dokumentarfilm «The Game Changers» beispielsweise habe viele junge Fitnessinteressierte dazu gebracht, anhand einer strikt veganen Ernährung ihr persönliches Training zu verbessern. «Das kann man jetzt gut oder schlecht finden. Aber deswegen gleich die sozialen Medien anzuprangern oder gar verbieten zu wollen, ist sicher der falsche Weg. Genauso wie die Idee, Radios, Fernsehgeräte oder sonstige Massenmedien zu verbannen.» Ohnehin plädiert Ronia Schiftan dafür, die Kompetenz von Jugendlichen und jungen Erwachsenen im Umgang mit Social Media nicht zu unterschätzen: «Die heranwachsende Generation ist – anders als die Erwachsenen von heute – von Anfang an mit sozialen  Medien konfrontiert. Entsprechend pflegt ein Grossteil dieser Generation einen überaus gesunden Umgang damit. Sie wissen oft ganz genau, welches die wirklich vertrauenswürdigen Quellen sind im digitalen Datendschungel.»

Kritische Brille

Bezüglich des Einflusses von Social Media auf Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene streicht Ronia Schiftan hervor, dass hierbei den Eltern, aber auch pädagogisch tätigen Erwachsenen eine Mitverantwortung zukommt. «Viele Lehrpersonen, mit denen ich in Form von Workshops oder Weiterbildungen zusammenarbeite, entwickeln gegenüber sozialen Medien oftmals unbegründete Hemmungen und Ängste. Das ist schade. Ich plädiere im Gegenteil dafür, zunächst unvoreingenommen in diese Welt einzutauchen, um so das eigene kritische Urteilsvermögen zu schulen.»

Auf Basis dieser naiven, von Neugier gesteuerten Selbstexploration gehe es in einem zweiten Schritt darum, spezifische Problemstellen auszumachen: «Was genau bewerben die Influencer auf ihren Kanälen? Geht es um gesunde Ernährung oder um Junkfood? Um ungezwungenes Training oder um puren Fitnesswahn, mit der Bewerbung von fragwürdigen Proteinshake?»

In einer kritischen Beurteilung stellt man sich bei der Sichtung von Onlinebeiträgen mitunter Fragen nach der Herkunft der Quelle, nach Absichten und Werthaltungen, die dahinterstecken, aber auch nach der Finanzierung oder nach der medientechnischen Realisierung der Beiträge.

«Sowohl Eltern, Lehrpersonen als auch Schülerinnen und Schüler sind dazu zu befähigen, quasi hinter die Kulissen von Social Media zu blicken», betont Ronia Schiftan: «Entscheidend ist dabei die Reflexion des je eigenen Verhaltens und des Umgangs mit digitalen Angeboten.»

Mit dem Blick durch eine entsprechend kalibrierte «kritische Brille» sei der passive Konsum, aber auch der aktive Gebrauch von Social  Media weniger ein potenzieller Gefahrenherd als eine grosse Chance: die Chance nämlich, sich mit anderen Menschen zu  vernetzen, um sich Hilfestellungen zur Lösung von Problemen zu holen – oder um sein eigenes, etwa künstlerisches Schaffen zu verbreiten. Vorschnelle Ängste ab- und einen kritischen Umgang aufbauen lautet die Devise.

Lukas Tschopp

 

EDUCATION 4.23

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