Die Schulhäuser der Gemeinde Mühleberg erzählen Geschichte: Nicht nur jene des Lernens, sondern auch jene eines ländlich geprägten Lebensraums, der sich über Jahrzehnte weiterentwickelte.

Früher unterrichtete man die Kinder dezentral in vielen kleineren Schulhäusern – bis 1950 verteilt in die sechs Schulkreise Bergli, Buttenried, Gümmenen, Ledi, Mauss und Mühleberg. Diese Struktur spiegelt die weitläufige und kleinteilige Gemeinde wider. Mit dem Wandel der Bevölkerungszahlen veränderte sich auch in Mühleberg die Schullandschaft. Sinkende Schülerzahlen führten dazu, dass zwischen 1995 und 2015 kleinere Standorte nach und nach geschlossen wurden. Der Entscheid, den Unterricht für alle Stufen in Allenlüften zu bündeln, markierte eine neue Ära – mit modernen Schulräumen und einem zeitgemässen pädagogischen Umfeld im Schul- und Sportzentrum.
Mühleberg hat den Wert seiner alten Schulhäuser aber nicht vergessen. Die Gemeinde setzt auf Umnutzung mit Feingefühl und mit Respekt vor der Geschichte und der architektonischen Qualität, nicht auf Abriss. Ein Schulhaus in Mauss wurde 2007 zu einem Wohnhaus umgebaut und dafür 2010 mit dem Denkmalpflegepreis des Kantons Bern ausgezeichnet. Das 1924 erbaute Schulhaus Buttenried stand seit 2004 leer, heute beherbergt es nach einer sanften Sanierung vier Wohnungen.

Ein weiteres Beispiel für eine gelungene Umnutzung ist das ehemalige Schulhaus von 1836 an der Buchstrasse im Dorfkern von Mühleberg. Es steht gut sichtbar auf dem Kirchhügel, seine Bedeutung für das Ortsbild ist unbestritten. Umso wichtiger war die Sanierung des Gebäudes: Sorgfältig wurde es in die Zukunft geführt – mit Rücksicht auf die alte Bausubstanz und seine historische Bedeutung. Im Inneren blieben alte Täfer, Decken, ein Trittofen und ein Holzherd erhalten. Die ursprüngliche Farbgebung wurde anhand von Befunden rekonstruiert. Die Fassaden wurden saniert, eine Innendämmung wurde angebracht, das Dach wieder mit Biberschwanzziegeln eingedeckt und der Berner Hut auf dem historischen Kamin instand gestellt. Heute nutzt die Kirchgemeinde das Gebäude. Auch wenn im alten Schulhaus nicht mehr unterrichtet wird, ist die öffentliche Nutzung damit geblieben. Im oberen Bereich befinden sich zwei Wohnungen – dort, wo früher bereits die Lehrpersonen gewohnt hatten.
Die Schulhausumnutzungen verdeutlichen Mühlebergs nachhaltigen Umgang mit seinem baulichen Erbe. So bleiben die historischen Gebäude lebendig – als gebaute Erinnerung an Generationen von Schülerinnen und Schülern und zugleich als Zeugnis für den Wandel der Schulgeschichte.
Doris Sommer
Denkmalpflege
Kommunikation und Vermittlung
Fotos:
Pawlik + Wiedmer GmbH
EDUCATION 3.25