Es sind besondere Schulwege, die die Fahrerinnen und Fahrer von hpSun mit ihren jungen Passagieren zurücklegen. Manchmal erwachsen daraus berührende Beziehungen, die für unvergessliche Erinnerungen sorgen.
Schon etwa seit vier Jahren chauffiert Bernhard vom Fahrdienst denselben jungen Fahrgast von seinem Zuhause nach Steffisburg in die Heilpädagogische Schule (HPS). Immer sitzt der Bub schweigend neben dem Chauffeur; immer so, als gäbe es Bernhard, den Fahrer, gar nicht, sondern nur seine Stofftiere, die auf jeder Fahrt dabei sind. «Und dann, eines Tages, bekam ich plötzlich ein Müntschi von einem der Stofftiere», erzählt Bernhard. Er strahlt, als er das erzählt.
Vertrauenspersonen

Bernhard und die etwa fünfzig anderen Männer und Frauen, die alle für die Heilpädagogische Schule der Region Thun, das Sonderschulheim Sunneschyn und weitere Institutionen im Kanton Bern die Kinder chauffieren, sind sich bewusst, dass sie nicht einfach Taxifahrer und -fahrerinnen sind. René zum Beispiel sei «wie ein zusätzlicher Grossvater», sagen die Eltern eines Schülers.
Einfach Fahrgäste sind die Kinder für niemanden vom Fahrdienst. Das hat wohl auch damit zu tun, dass der Fahrdienst nicht einfach ein Fahrdienst wie andere ist. Er gehört nicht zu einem Transport- oder Taxiunternehmen, sondern der HPS und dem Sunneschyn. Sie haben für den Transport ihrer Schülerinnen und Schüler vor acht Jahren gemeinsam ein eigenständiges Unternehmen gegründet und ihm den Firmennamen hpSun gegeben.
Morgenschauspiel

Jeden Morgen ist vor der HPS ein spezielles Schauspiel zu beobachten: Nacheinander fahren etwa 25 VW-Busse auf den grossen Platz, parkieren – und niemand steigt aus. Bis es 8.30 Uhr ist. Dann öffnen sich Türen und Heckklappen, Schulsäcke und Rollkoffer werden ausgeladen, Kinder an die Lehrpersonen übergeben. So geht keines von ihnen verloren oder vergessen.
Soeben hat auch Antonio «seine» Buben der Lehrerin übergeben und sich verabschiedet, da hört er, wie ihn jemand ruft: Ein Schüler, der wegen einer Änderung im Fahrplan nicht mehr mit ihm fährt, war beim Coiffeur und will Antonio seine neue Frisur zeigen. Klar will Antonio diese sehen. Obwohl er jetzt eigentlich Pause hätte.
Sicherheit, Pünktlichkeit und Fürsorge
Bei hpSun hetzen die Fahrerinnen und Fahrer nicht zum nächsten Auftrag, sobald sie den letzten erfüllt haben. Sie sind dazu angehalten, die Sicherheit ihrer jungen Passagiere vor die Pünktlichkeit zu setzen. Aber natürlich ist auch ihr Fahrplan durchgetaktet: 7.12 Uhr vor der einen Haustür, 7.36 Uhr vor der nächsten. Martin Stricker und Michel Joss tüfteln die Fahrpläne für jedes einzelne Fahrzeug aus. Martin Stricker, der Sozialpädagoge, hat vor acht Jahren die Aktiengesellschaft hpSun aufgebaut. Michel Joss, der gelernte Schreiner, ist seit Mai der Co-Geschäftsführer.
Zusammen besuchen sie jede Familie, bevor sie ein Kind zum ersten Mal abholen lassen. Zu jedem Kind schreiben sie dann ein ausführliches Informationsblatt. So weiss jede Fahrerin und jeder Fahrer, wo sie mit dem Bus am besten anhalten, wie das Kind aussieht, ob es selbstständig einsteigen kann und ob es eine Hand-zu-Hand-Übergabe an die Lehrerin oder den Lehrer braucht. Und natürlich auch, ob es noch in die Reittherapie oder ins Hallenbad gefahren werden muss oder ob es nach der Schule zum Grosi heimgeht.
Fahrerblatt als Lieblingslektüre

Die hpSun-Fahrzeuge sind alle mit einem nummerierten Emblem versehen: Dank dieser Nummer wissen alle Kinder, ob sie in den richtigen Bus einsteigen. Auch die Fotos aller Fahrerinnen und Fahrer kennen die Kinder. Manche wissen sogar alle deren Namen auswendig.
Erst kürzlich hat eine Mutter Michel Joss um eine neues Fahrerblatt mit den Fotos gebeten. Das alte war völlig abgegriffen, weil es die Lieblingslektüre des Schülers vor dem Einschlafen war. Michel Joss druckte ein neues Blatt und erhielt als Dank das Foto des lachenden Kindes mit seinem liebsten Lesestoff – nunmehr aber knitterfest laminiert.
Besondere Bindung

Manche Kinder können irgendwann auch selbst mit dem öffentlichen Verkehr zur Schule fahren. Die letzte Fahrt eines solchen Kindes kann dann die eine Fahrerin oder den anderen Fahrer schon mal dazu bringen, dass sie verstohlen eine Träne zerdrücken. Von vielen ihrer Kinder kennen sie jeden Entwicklungsschritt, wissen, was sie Neues gelernt haben, und bei manchen sogar, was aus ihnen geworden ist.
Die Fahrerinnen Esther und Franziska sind sich jedenfalls einig: «Sie sind fast ein wenig wie die eigenen Kinder, es gibt eine Beziehung.» Und dazu gehört auch, dass es manchmal nicht so gut läuft. Alle Fahrerinnen und Fahrer haben es schon erlebt: Es gibt Streit unter den Kindern. Oder es kommt ihnen in den Sinn, sich abzuschnallen und im Auto herumzuklettern. In solchen Situationen gebe es nur eines: «Ahalte und umbigele», sagt Tom gelassen. Es gibt auch Kinder, die überhaupt nicht mit anderen zusammen chauffiert werden können. Dann wird ein Einzeltransport eingeplant. Das ist allerdings selten nötig. Die Fahrerinnen und Fahrer haben ihre eigenen Strategien. Sie lenken die Kinder mit einem Spiel ab, manchmal nützt es auch einfach, die Musik lauter zu stellen.
Am Nachmittag holen die Fahrerinnen und Fahrer ihre Kinder jeweils wieder von der Schule ab und bringen sie nach Hause zurück. Bernhard bekommt dann vielleicht zum Abschied wieder ein Müntschi vom Stofftierli. Feierabend hat er dann aber meistens noch nicht. Bernhard ist nicht mehr auf den Fahrdienstlohn angewiesen, denn er ist selbstständiger Kadervermittler. Während der Pandemie geriet sein Geschäft in Schieflage. Darauf nahm er den Fahrerdienstjob bei hpSun an – der ihn nicht mehr losliess. Mittlerweile läuft seine Vermittlung wieder. Aber so rührende Anerkennung wie ein Müntschi vom Stofftier, die erhält er nur an einem Ort.
Fahrdienst
hpSun fährt mittlerweile täglich 250 Kinder mit besonderen Bedürfnissen zur Schule und wieder heim. Auch einige andere Schulen in der Region sind Kunden von hpSun. Der Fahrdienst legt jährlich 600 000 Kilometer zurück. Um 6 Uhr fahren die ersten Fahrerinnen und Fahrer los. Es sind jene, die Kinder vom Diemtigtal oder von Schwarzenburg holen. hpSun stellt die Transporte den jeweiligen Institutionen in Rechnung. Früher gab es keine Fahrdienste. Es brauchte sie nicht, weil die Kinder im Heim und nicht bei ihren Eltern zu Hause wohnten. Heute ist es anders: Der Fahrdienst ist nicht nur billiger als der Heimaufenthalt. Die Kinder kehren auch jeden Tag in ihre vertraute Umgebung zurück und können üben, selbstständiger zu werden. Sie merken sich die Nummer ihres Busses und wissen, wer sie fährt. Die Fahrer müssen eine spezielle Prüfung für berufsmässigen Personentransport absolvieren. Sie erhalten einen branchenüblichen Chauffeurlohn. Allerdings gibt es bei hpSun nur 30- bis 60-Prozent-Stellen.
Synthèse : Transport scolaire – plus qu’un simple trajet
« Et soudain, j’ai reçu un bisou d’une peluche. » Voilà l’une des nombreuses anecdotes des quelque cinquante femmes et hommes qui assurent le transport pour hpSun. Ce sont les chauffeuses et chauffeurs des élèves qui se rendent à l’école spécialisée de la région de Thoune, au foyer scolaire spécialisé Sunneschyn et dans d’autres institutions du canton de Berne. Chaque matin se joue un curieux spectacle devant l’école. Environ 25 bus VW arrivent à la queue leu leu et s’arrêtent sur la grande place. Personne ne descend jusqu’à 8 h 30. À ce moment-là, les portes et les coffres s’ouvrent, les cartables sont déchargés et les enfants rejoignent leurs enseignantes et enseignants. Personne ni rien n’est oublié. Les véhicules hpSun sont estampillés d’un grand chiffre de couleur pour que les enfants montent dans le bon bus. Les élèves connaissent aussi
les photos de toutes les chauffeuses et tous les chauffeurs. Certains connaissent même tous leurs prénoms. Le service de transport parcourt chaque année 600 000 km. Les premiers bus prennent la route le matin dès 6 h afin que tous les enfants arrivent à l’heure à l’école.
Esther Diener
Fotos: Sam Bosshard
EDUCATION 4.24