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Natur und Technik – Mit «MINT mobil» auf Forschungsreise

Seit 2021 ist das Projekt «MINT mobil» im Kanton Bern unterwegs mit dem Ziel, das Interesse und die Begeisterung für Naturwissenschaften und Technik im Zyklus 2 zu fördern. Bereits über 70 Schulen konnten vom kostenlosen Angebot profitieren. Das Projekt läuft noch bis zum Sommer 2027. Ein Blick vor und hinter die Kulissen von «MINT mobil».

In den «MINT-Boxen» wird das gesamte Material mitgeliefert.

Es ist ein nebliger, kühler Morgen in Aarwangen. Yael Schödler und Durs Hess stehen auf dem Pausenplatz vor dem Schulhaus und klappen die Ladefläche eines grossen Sattelschleppers auf. Ziel ist der Aufbau des 150 m2 grossen «MINT mobil»-Zelts.

Schulleiterin Sara Eggimann und vier Helfer/innen nehmen unter der fachkundigen Anleitung des Zeltbauers Alf Nitzke die aufwendige Arbeit in Angriff. Währenddessen sind Yael und Durs damit beschäftigt, die zwölf Forschungsstationen, die ins Zelt kommen, sowie die «MINT- Boxen» auszuladen.

Dabei handelt es sich um themenspezifische Kisten mit Unterrichts- und Experimentiermaterial, mit denen die Lehrpersonen während der Projektwoche in den Klassenzimmern arbeiten.

Mögliche Themen sind: Körper, Energie, Elektrizität, Stoffe, Optik oder Robotik. «Wir freuen uns sehr, dass ‹MINT mobil› bei uns stattfinden kann», sagt Schulleiterin Sara Eggimann.

Zelt und MINT-Boxen in Aarwangen

Aaron, Livia und Aline forschen im Team.

Im Zimmer der Klasse 5/6c von Miassa Manz arbeiten die Schülerinnen und Schüler mit der «MINT-Box» zum Thema «Körper». Rund um die Geschichte von Mara, die den Arm gebrochen hat, sind verschiedene Experimente und Aufgaben zusammengestellt. Die Schülerinnen und Schüler sind  engagiert bei der Sache, sammeln Ideen, nehmen Messungen vor und erzählen von eigenen Erlebnissen mit Knochenbrüchen.

Die 3./4. Klasse von Barbara Klouz behandelt das Thema «Energie». Nach der Einführung geht die Klasse begeistert ans Werk. Propeller, Kabel, Lämpchen und Batterien liegen auf den Pulten, Fehlendes kann man jederzeit bei Yael und Durs ersetzen. «Bei uns funktioniert nichts», ist eine Gruppe enttäuscht, andere kommen vorbei, geben Tipps. Forschen bedeutet Beobachten, Ausprobieren und Teamarbeit, aber auch Dranbleiben und Aushalten, wenn es nicht beim ersten Mal klappt. Auch das wird hier gelernt.

«Es ist gut für die Schüler und Schülerinnen, so selbstständig zu arbeiten. Natürlich brauchen einige mehr Unterstützung, aber das ist im normalen Unterricht auch so», findet Klassenlehrperson Barbara Klouz.

Nach der grossen Pause kann die 3./4. Klasse von Salome Berger das Highlight der Projektwoche besuchen: das «MINT mobil»-Zelt. Yael und Durs geben eine kurze Einführung zu den zwölf Forschungsstationen, darunter eine Herzpumpe, ein Tretgenerator und eine Mondmission mit Thymio-Robotern.1 Anschliessend können die Kinder in Zweiergruppen die einzelnen Stationen erforschen.

Die Begeisterung ist gross. Yael hilft draussen beim grossen Lastwagen, wo es um den toten Winkel geht. Durs ist im Zelt und zeigt, hilft, beantwortet und stellt Fragen. Salome Berger hat ebenfalls viel zu tun, alle möchten ihr gleichzeitig etwas zeigen. Auch sie ist überzeugt von der Projektwoche. Das Vorbereiten brauche sicher Zeit, sagt sie, betont aber: «Alle Unterlagen sind digital zum Bearbeiten vorhanden. Man kann sie gut auf die Klassen anpassen.»

1 Thymio ist ein programmierbarer Roboter für Bildungszwecke, der von der École polytechnique fédérale de Lausanne in Zusammenarbeit mit anderen Institutionen entwickelt wurde. Ziel von Thymio ist es, Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Robotik und Programmierung auf spielerische Weise zu ermöglichen.

Neues Team

Bei Projekthalbzeit gab es viele Veränderungen: So hat das strategische Team bei «MINT mobil» gewechselt, und auch die Zeltbetreuung wurde mit Yael Schödler und Durs Hess neu besetzt. Durs ist ausgebildete NT-Lehrperson und erst seit letztem Sommer dabei. Er ist vom Projekt begeistert: «Es ist toll, die Kinder zum Staunen zu bringen.»

Als ausgebildete Sozialpädagogin bringt Yael einen anderen Hintergrund mit. «Ich kenne die MINT-Thematik eher in Bezug auf den Arbeitsmarkt. Mir ist es ein Anliegen, bei Mädchen das Interesse zu wecken und zu zeigen, dass sie in diesen Bereichen genauso erfolgreich sein können wie die Jungs.»

Beiden ist es wichtig, zu betonen, dass es für die Projektwoche sowohl die Schulleitungen als auch die Lehrpersonen braucht. «Wir bieten das Material, schauen, dass alles vorhanden ist und läuft. Die Lehrpersonen müssen motiviert sein, sich in das Material einzuarbeiten und an ihre Klassen anzupassen.» Es lohne sich auf jeden Fall, weil das Projekt so viele Türen öffne, finden beide.

«MINT mobil» zum Zweiten

Wichtiger Bestandteil des «MINT mobil»-Projekts sind auch die Weiterbildungen für die Lehrpersonen, die von Urs Wagner und Maria Budmiger von der PHBern organisiert werden. Weiterbildung (WB) 1 findet vor der Projektwoche statt, Weiterbildung 2 kurz danach.

An der WB 1 in Steffisburg ist «MINT mobil» einem Teil des Kollegiums schon bestens vertraut. Steffisburg war eine der ersten Schulen, die «MINT mobil» 2021 gebucht hatte (siehe EDUCATION 4.21) und ist nun die erste, die die Projektwoche zum zweiten Mal durchführen will.

Die Lehrpersonen schlüpfen selbst in die Rolle der Forschenden und diskutieren parallel dazu, welche Probleme sich den Kindern im Unterricht stellen könnten und worauf man bei der Vorbereitung achten muss. «Forschen ist anstrengend. Es braucht eine gute Rhythmisierung des Unterrichts. Das Unterrichtsmaterial ist sehr umfangreich, und es ist wichtig, einen klaren Fokus zu setzen», betont Maria Budmiger.

Anina Roth, Klassenlehrerin der 5. Klasse, war bereits bei der ersten «MINT mobil»-Projektwoche dabei. «Unsere Motivation sind die positiven Erfahrungen sowie die Fülle an Know-how und Material, das man sonst nicht hat. Klar muss man sich in das vorhandene Material einarbeiten und die Schwierigkeit anpassen. Aber das macht man als Lehrperson ja sowieso. Zudem ist das Interesse der Kinder riesig, weil sie selbst forschen können.»

Nicht «nur» MINT wird gefördert

Auch in der WB 2 im Anschluss an die Projektwoche in Aarwangen und Wiedlisbach wird getüftelt. Urs Wagner und Maria Budmiger haben ein «Problemrohr» mitgebracht. Anhand des Modells wird gezeigt, was forschen heisst: wahrnehmen, beobachten, diese Beobachtung in Sprache oder Bilder umsetzen, Vermutungen aufstellen, austauschen und überprüfen. Dabei wird laufend die Perspektive gewechselt: Wie schwierig ist es für Schülerinnen und Schüler, die korrekte Formulierung für ihre Beobachtungen zu finden? Wie wichtig ist der Austausch in der Gruppe? Was muss festgehalten werden und auf welche Weise? Wie entstehen Modelle?

In der WB 2 geht es aber nicht nur um MINT. Allgemein stehen Denk-, Arbeits- und Handlungsweisen, die über den NT-Unterricht hinausgehen, im Zentrum. Es geht um die Förderung der Zukunftskompetenzen, wie sie auch von der OECD festgehalten wurden.

«Wir können die Probleme der nächsten Generation nur erahnen. Wichtig ist, dass sie die nötigen Werkzeuge haben werden, um diese anzugehen», betont Urs Wagner.

Min mobil / STIM en route

Das Projekt «MINT mobil» der Bildungs- und Kulturdirektion des Kantons Bern richtet sich an Schülerinnen und Schüler im 3. bis 6. Schuljahr mit dem Ziel, das Interesse an den MINT-Lerninhalten zu steigern. Die Schulleitungen und Lehrpersonen werden für die Thematik sensibilisiert und weitergebildet.
Im Forschungszelt von «MINT mobil», das jeweils während fünf Tagen bei der angemeldeten Schule haltmacht, stehen zwölf Grossexperimente bereit. Zusätzlich können die Lehrpersonen mit sogenannten MINT- Boxen ein Thema vertieft im Unterricht behandeln.

Nach einer erfolgreichen Pilotphase 2023 im Berner Jura konnte der Kanton Bern ein weiteres «MINT mobil»-Zelt übernehmen. Ab Sommer 2025 ist «STIM en route» für die französischsprachigen Schulen unterwegs.

Weitere Details, Buchungskalender und Anmeldeformular finden Sie unter: www.mint-mobil.ch.

Daniela Löffel

Fotos: Daniela Löffel und Carol Flückiger

 

EDUCATION 1.25

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