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Hitze – So können sich Schulen gegen die Sommerhitze wappnen

Schatten, Wasser und «coole» Ideen: Im Sommer ist es wichtig, dass sich die Schule den hohen Temperaturen anpasst. Denn Hitzetage nehmen zu. Wir haben nachgefragt.

Es ist 10.30 Uhr. Die Wettervorhersagen künden 33 Grad an. Dies nach drei Tropennächten, in denen das Thermometer nie unter 20 Grad sank. In der Stadt Bern staut sich die Hitze bereits am Morgen. Auch in vielen Schulhäusern ist es bereits 24 Grad warm. Eine Lehrerin versucht, die Lebensgeister der Kinder ihrer zweiten Klasse mit ein paar schnellen Multiplizieraufgaben anzuregen. Vergeblich. Ein Mädchen hat zuvor in der Pause geschildert, was ihr die Grossmutter erzählt hatte: dass sie im Schulzimmer ein Thermometer hatten. War es heiss, kontrollierte der Lehrer Punkt 10 Uhr die Anzeige. Waren es 30 Grad, schickte er die Kinder nach Hause. Die Grossmutter habe an heissen Tagen jeweils schon vorsorglich die Badesachen in den Schulranzen gepackt. Zusammen mit ihren Freundinnen sei sie dann ins «Weyerli» baden gegangen.

Hitze im Schulalltag
Die «Hitzeferien» aus früheren Zeiten werden an Berner Schulen aber kaum mehr wieder aufleben, obwohl es zunehmend Hitzetage gibt, die den Kindern und den Lehrpersonen zusetzen. «Bei hohen Temperaturen ist es besser, den Unterricht anzupassen, als den Kindern freizugeben», sagt Rara Palma. Die Ärztin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin des Kantonsärztlichen Dienstes und zuständig für den Hitzeaktionsplan des Kantons Bern. Manche Kinder wären dann wohl ohne Aufsicht, würden sich vielleicht unbedacht an der prallen Sonne aufhalten oder nach Hause an einen noch heisseren Ort gehen, sagt die Fachfrau.

Sie erklärt, warum uns Hitze so zusetzt: «Es ist nur ein schmaler Temperaturbereich, bei dem der menschliche Körper gut funktioniert. Sobald es uns zu warm wird, schwitzen wir und verlieren Wasser. Das belastet das Herz und die Nieren. Auch der Salzhaushalt kommt aus dem Gleichgewicht.» Die Hitzesymptome können unterschiedlich sein: Wir fühlen uns müde, schwach und weniger leistungsfähig. Manche Personen haben Kopfweh oder spüren Schwindel oder Übelkeit, haben Muskelkrämpfe oder erbrechen sogar. Und meistens haben sie starken Durst.

Kinder spüren Hitze anders
Nur: «Gerade Kinder spüren oft den Durst weniger», sagt Rara Palma. Bis zur Pubertät schwitzen sie auch weniger. Weil sie einen höheren Wasseranteil haben, ist es jedoch schlimmer, wenn Kinder zu viel Wasser verlieren. Rara Palma fügt hinzu: «Selbst wenn Kinder manchmal das eigene Befinden weniger kommunizieren können, erkennt man bei gesunden Kindern früher die Symptome einer Überhitzung auch objektiv und kann reagieren: etwa dann, wenn die Kinder heisse, gerötete Haut haben, unruhig oder verwirrt sind und schneller atmen.»

Doch eigentlich sollte es in Schulen gar nicht so weit kommen. Der Kanton Bern hat angesichts der gestiegenen Zahl von Hitzetagen einen Hitzeaktionsplan ausgearbeitet. Lehrpersonen spielen dabei eine wichtige Rolle: Sie können die Kinder über die Risiken von Hitze aufklären und ihnen vor allem auch zeigen, wie sie sich bei grosser Hitze am besten verhalten.

Schwimmen oder ein Waldlauf
Nun lautet eine der drei goldenen Regeln für Hitzetage: körperliche Anstrengung vermeiden. Doch Rara Palma sagt: «Für Kinder ist es wichtig, dass sie sich bewegen, auch bei Hitze.» Das heisst aber, dass der Schulalltag entsprechend organisiert wird: Sport sollte in die Morgenstunden vor 11 Uhr verlegt werden und nicht am Nachmittag in der prallen Sonne stattfinden. Bewegungszeit lässt sich auch in den kühlen Wald oder an einen Schattenplatz im Schwimmbad verlegen.

Ihren Schulsporttag terminieren die Schulen besser nicht auf die heisseste Jahreszeit. Fällt er trotzdem auf einen Hitzetag mit mehr als 30 Grad, lässt er sich vielleicht verschieben – oder umorganisieren: Anstrengende Disziplinen auf dem schattenlosen Sportplatz können gestrichen oder auf den frühen Morgen verlegt werden. Am Mittag ist der Sporttag fertig, oder es gibt eine lange Pause. Auch ein Fussballturnier lässt sich hitzetauglicher organisieren, zum Beispiel abwechselnd mit 15 Minuten Spielzeit und 15 Minuten «Kühlzeit» im Schatten.

In den letzten vierzig Jahren hat sich die Zahl der Hitzetage vericht alle Schulhäuser sind für hohe Temperaturen gebaut. In der Stadt Bern gibt es bei mehreren Schulhäusern Hitzeprobleme. Doch auch in solchen Gebäuden ist es möglich, der Hitze zu entkommen. Die Stadt Bern optimiert derzeit mit den Schulhauswarten die Steuerung der Haustechnik. Beispielsweise mit nächtlichem Lüften lässt sich erreichen, dass das Gebäude besser abkühlt.

Auch die Lehrpersonen und die Schulkinder können etwas ibt in jedem Gebäude kühlere und wärmere Orte. Steigt das Thermometer im Klassenzimmer auf über 24 Grad, gibt es vielleicht die Möglichkeit, an einen anderen Ort zum Lernen zu gehen – etwa ins Untergeschoss, in einen sonnenabgewandten Teil oder in einen schattigen Hof.

Vorbild Lehrpersonen
Nicht zu unterschätzen ist die Vorbildfunktion der Lehrerinnen und Lehrer. Was diese gegen die Hitze tun, kommt auch bei den Kindern meistens gut an, zum Beispiel, wenn sie leichte und atmungsaktive Kleider in hellen Farben tragen, draussen den Kopf mit einer Mütze oder einem Tuch schützen oder eine Trinkflasche mit Wasser oder ungesüsstem Tee auf dem Pult haben, regelmässig trinken und am Mittag die Flasche geleert haben.

Interessant für die Kinder ist auch, was sie an heissen Tagen essen sollten: Weil die Verdauung auch unter der Hitze leidet, sind kleine, leichte Mahlzeiten mit vielen wasserhaltigen Früchten und Gemüse dem Magen zuträglicher als fettige und schwere Menüs.

Wissenswertes vermitteln
Werden die Hitze und das Klima zum Schulthema, lässt sich auch gleich über Ozonwerte und Sonnenstrahlung sprechen. Ist es heiss, hat es auch viel Ozon in der Luft, das die Atemwege reizt und in den Augen juckt. Am Morgen sind die Werte tiefer, was ein weiterer Grund ist, sich vor allem am Morgen draussen aufzuhalten.

Noch wichtiger sind die Auswirkungen von Sonnenstrahlen: Hitze ist sofort spürbar, die Wirkung der Sonnenstrahlung aber oft erst am Abend, wenn sich schmerzhafte Sonnenbrände zeigen. Wird im Schulzimmer über Sonnencreme und deren korrekte Anwendung gesprochen, haben Kinder oft viel zu erzählen: von der Creme, die so gut riecht, dass man sie gern einschmiert. Aber auch von jenem Tag in der Badi, als man vergessen hatte, den Nacken einzucremen, und dann nachts nicht schlafen konnte, weil die Haut so brannte.

Stadt mit Massnahmen
Auf diese Weise bestimmen Lehrer und Lehrerinnen die Schulkultur an heissen Tagen. Doch sie tragen nicht die alleinige Verantwortung für den Hitzeschutz. Die Stadt Bern simuliert bei allen Neubauten und in der Regel auch bei Sanierungen die Temperaturentwicklung und plant dann entsprechende Massnahmen.

Ein Beispiel: In der Volksschule Marzili wurden die bestehenden Bäume weitgehend stehen gelassen. Sie dienen heute als Schattenspender für die Fassaden und den Aussenraum. Ausserdem gibt es bauliche Massnahmen für die Beschattung im Sommer und aussenstehende Stoffstoren. Die Stadt möchte es wenn möglich vermeiden, Schulhäuser mit Klimaanlagen zu kühlen. Eine Ausnahme sind Erdsondenwärmepumpen. Solche Anlagen können im Sommer zur Kühlung eingesetzt werden.

Hitzeferien gibt es in der Schweiz

In Berner Schulen gibt es kein «hitzefrei». Lehrpersonen dürfen den Unterricht nicht einfach absagen. Sie dürfen auch für sich selbst keine «Hitzeferien» in Anspruch nehmen. Das Gesetz sieht keine Temperaturobergrenze, ab der nicht mehr gearbeitet werden muss. Für schwangere Lehrerinnen hingegen gelten besondere Schutzbestimmungen: Raumtemperaturen über 28 °C gelten für sie als beschwerlich oder sogar gefährlich. Die Mutterschutzverordnung sieht vor, dass sie dann an einem kühleren Ort arbeiten oder allenfalls nach Hause gehen dürfen. Ansonsten gelten folgende drei goldene Regeln für Hitzetage:

  • Körperliche Anstrengung während der heissesten Tageszeit vermeiden
  • Sich von Hitze fernhalten – Körper kühlen
  • Viel trinken – leicht essen

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Synthèse : S'armer contre la chaleur estivale

« En cas de températures élevées, il est préférable d’adapter les cours plutôt que de donner congé aux enfants», explique Rara Palma, collaboratrice scientifique au Service du médecin cantonal. En effet, en l’absence de cours, certains enfants seraient sans doute laissés sans surveillance, s’exposant peut-être inconsidérément au soleil ou rentrant chez eux dans un endroit encore plus chaud, explique la spécialiste.

Face à l’augmentation du nombre de jours de canicule, le canton de Berne a élaboré un plan d’action contre la chaleur. Les enseignantes et enseignants y jouent un rôle important :

ils peuvent informer les enfants des risques liés à la chaleur et, surtout, leur montrer comment se comporter en cas de canicule.

L’une des règles à respecter les jours de canicule est la suivante: éviter les efforts physiques. Mais pour les enfants, il est important de bouger, même en cas de forte chaleur. Cela signifie donc que la journée d’école doit être organisée en conséquence : les cours de sport devraient être déplacés le matin avant 11 heures et ne pas être donnés l’après-midi en plein soleil. Les activités physiques peuvent également être organisées dans la fraîcheur de la forêt ou dans un endroit ombragé à la piscine.

Esther Diener

 

EDUCATION 2.25

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