Der Kanton Bern ist reich an archäologischen Fundstellen, die sich auch für den Besuch mit einer Schulklasse lohnen. Elf solcher archäologischen Stätten haben der Archäologische Dienst des Kantons Bern (ADB) und die Pädagogische Hochschule Bern mit webbasierten Unterrichtsmaterialien didaktisch erschlossen – eine wertvolle Ergänzung zu den Archäologiekoffern für den Unterricht im Klassenzimmer.

Mit dem Projekt «Archäologische Lernorte im Kanton Bern» ist die Vision verbunden, dass jedes Berner Schulkind einmal eine archäologische Fundstelle in einer halbtägigen Exkursion besichtigen kann.
Oft scheitert der Besuch einer nahen Burgruine (Abbildung 1), einer römischen Tempelanlage oder eines eisen zeitlichen Grabhügels daran, dass diese den Lehrpersonen zu wenig bekannt sind oder ihnen der Aufwand für die Vorbereitung eines solchen Ausflugs zu gross erscheint.
«Archäologische Lernorte im Kanton Bern» will hier Abhilfe schaffen. Mit didaktisch aufbereiteten und archäologisch fundierten Unterrichtsmaterialien, die auf einer Website einfach zugänglich sind, werden Lehrpersonen die Vorbereitung und der Besuch einer archäologischen Stätte erleichtert.
Forschendes Entdecken
Die methodischen Grundlagen des Vermittlungsprojekts basieren auf dem Prozessmodell von Christian Mathis et al. der Pädagogischen Hochschulen Zürich und Nordwestschweiz von 2017, das einen kompetenzorientierten Ansatz verfolgt und spezifisch für die Didaktisierung von archäologischen Stätten entwickelt wurde («Sachlernen im Nahraum»). Im Zentrum steht das forschende Entdecken eines archäologischen Lernorts durch Schulkinder in vier aufeinander aufbauenden Schritten: wahrnehmen, erschliessen, deuten und bewerten (Abbildung 2). Es ist dies notabene das gleiche Vorgehen, mit dem die Archäologie ihre wissenschaftlichen Erkenntnisse gewinnt.

Zweistündige Exkursionen
Bei den didaktischen Unterlagen zu den archäologischen Lernorten wurde das Modell mit konkreten Aufträgen und Handlungsempfehlungen angereichert sowie mit Materialien wie historischen Abbildungen und Hinweisen, etwa zur Erreichbarkeit eines Lernorts mit dem öffentlichen Verkehr, ergänzt. Die Unterlagen sind konzipiert für eine rund zweistündige Exkursion und für die Arbeit in kleinen Gruppen sowie konform mit dem Unterricht des Zyklus 2 (3.– 6. Klasse) im Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft» (NMG) gemäss Lehrplan 21.
Elf Lernorte
Das Vermittlungsangebot umfasst aktuell elf archäologische Lernorte in allen Regionen des Kantons Bern. Neben der regionalen Abdeckung zeigen die Beispiele aus der Eisenzeit, der Römerzeit und dem Mittelalter auch die zeitliche und funktionale Vielfalt archäologischer Hinterlassenschaften.
Der Lernort im Berner Jura zur Römerstrasse beim Pierre Pertuis (Abbildung 3) liegt zudem auf Deutsch und auf Französisch vor. Das didaktische Angebot wird 2024 um acht Lernorte erweitert, unter ihnen drei jungsteinzeitliche Fundstellen, die das zeitliche Spektrum weiter auffächern.

Enseignement sur les ruines de Châteaux
Le canton de Berne est riche en sites archéologiques qui méritent d’être visités par les classes scolaires. Le Service archéologique du canton de Berne et la Haute école pédagogique bernoise ont créé du matériel pédagogique en ligne pour onze sites archéologiques répartis sur l’ensemble du territoire cantonal.
Le site d’apprentissage archéologique dans le Jura bernois (route romaine près de Pierre Pertuis ; fig. 3) existe en français et en allemand. D’autres sites d’apprentissage archéologiques suivront. Ils permettent de compléter utilement l’enseignement en classe en complément des mallettes archéologiques, déjà particulièrement appréciées.
Lien vers les sites d’apprentissage archéologiques dans le canton de Berne
Andrea Francesco Lanzicher (ADB)
Pascal Piller und Martin Furer, PHBern
EDUCATION 2.24