Wie kann eine Schule den Alltag so gestalten, dass Bewegung nicht nur zum Sportunterricht gehört, sondern zum Selbstverständnis der gesamten Schule wird? Die Oberstufe Buchholz in Thun zeigt vor, wie «Active School» gelebt wird.

«Active School» ist ein Projekt, das Bewegung an Schulen nicht nur punktuell, sondern ganzheitlich fördert: im Unterricht, in den Pausen, auf dem Schulweg sowie durch Kooperationen mit Gemeinde, Eltern oder Sportvereinen. «Active School» wird von der PHBern und der Universität Bern geleitet. Seit Beginn des Projekts setzen sich acht Schulen aktiv mit diesem Anspruch auseinander. Ihr Ziel: ein auf die eigene Schule zugeschnittenes Konzept zur ganzheitlichen Bewegungsförderung erstellen, dieses erproben und über vier Jahre hinweg nachhaltig verankern.
Bewegung im System
Statt auf Einzelaktionen oder engagierte Lehrpersonen zu setzen, nimmt das Projekt die ganze Schule in den Blick. Die Grundlage dafür liefert eine Bedürfnisanalyse vor Ort. Basierend darauf entwickelt die Schule Ziele und Massnahmen, die von der Unterrichtsgestaltung über den Pausenplatz bis zur Zusammenarbeit mit dem Hausdienst oder der Gemeinde reichen können. «Wir wollen Bewegung nicht lediglich im Schulzimmer integrieren, sondern die Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler insgesamt in Bewegung bringen – auch vor und nach der Schule», erklärt Stefan Valkanover, Projektleiter seitens der PHBern. Denkbar sei etwa, sich mit Eltern zu verständigen, sogenannte Elterntaxis zu reduzieren oder mit der Gemeinde Lösungen zu erarbeiten, um neue Bewegungsräume wie Sportplätze oder Parks zu erschliessen oder das freiwillige Schulsportangebot zu erweitern.
Dass das Potenzial gross ist, zeigt die Schule Oberstufe (OS) Buchholz: Sie setzt gezielt Bewegungspausen im Unterricht ein, bietet auf dem Pausenplatz Bewegungsangebote an und öffnet regelmässig die Turnhalle – etwa zur Vorbereitung auf ein Volleyballturnier zwischen Lehrpersonen und Jugendlichen.
Wissenschaftlich begleitet und nachhaltig gedacht
Die Wirkung des Projekts wird über einen Zeitraum von drei Jahren mithilfe standardisierter Tests und Bewegungssensoren evaluiert. Im Zentrum steht die Frage, inwiefern sich Sitz- und Bewegungszeiten sowohl im schulischen Kontext als auch im Alltag verändern. Darüber hinaus wird untersucht, ob sich dadurch beispielsweise das Wohlbefinden sowie die schulische Zufriedenheit der Jugendlichen positiv beeinflussen lassen.
Langfristig sollen sich «Active Schools» darin auszeichnen und die Überzeugung teilen, dass Bewegung im Schulalltag für sie ein unverzichtbarer Teil der Schule bedeutet. Schulen mit dem Label «Active School» – als sichtbares Zeichen für ihr Engagement – können damit auch Anreiz für andere Schulen sein, denselben Weg zu gehen.
Am Beispiel entdecken, wie es geht
Das Videoporträt der OS Buchholz zeigt, wie die Reise zur ganzheitlichen Bewegungsförderung beginnen kann. «Wir haben herausgefunden, dass man mit wenig bereits sehr viel erreichen kann», sagt Bewegungskoordinatorin Andrea, welche die Massnahmen mitevaluiert und -geplant hat. Und dass Bewegung wirkt, merken auch die Lehrpersonen: «Mein Unterricht ist seit Projektbeginn deutlich bewegter», ergänzt eine Lehrerin derselben Schule. Sie plane nun bewusster Pausen ein, achte auf Sitzhaltungen und animiere die Schülerinnen und Schüler, auch mal im Stehen zu arbeiten. Die umgesetzten Massnahmen stossen auch bei den Jugendlichen auf Anklang, wie die vollen Angebote und Rückmeldungen zeigen.
Lust auf Bewegung?
Die Erfahrungen der OS Bucholz im Video ansehen.
Noémie Ribolla
Foto: Gino Knöpfel
EDUCATION 3.25