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Quartalsangebot PHBern – Eine grosse Sortieraufgabe

Wie Patrick Schor die Intensivweiterbildung der PHBern als grosse Sortieraufgabe nutzte und seine Schule davon profitiert. Davon berichten Patrick Schor und Schulleiter Michael Rosin der Schule Brügg.

Auch in anspruchsvollen Zeiten ist der Kanton Bern ein verantwortungsvoller Arbeitgeber und gibt den Lehrpersonen die Möglichkeit, Energie zu tanken und sich weiterzuentwickeln. So können sie ihre wichtige Aufgabe auch langfristig ausüben. Ein solches Angebot ist eine dreimonatige Intensivweiterbildung an der PHBern: Lehrpersonen haben Gelegenheit, sich vertieft mit ihrem Beruf, ihrem Unterricht und mit sich selbst auseinanderzusetzen. Patrick Schor und Schulleiter Michael Rosin von der Schule Brügg geben ihre Erfahrung im Interview weiter.

Herr Schor, Sie haben im Rahmen eines Bildungsurlaubs das Quartalsangebot Q2 zum Thema «Berufskompetenz» an der PHBern besucht. Was haben Sie in der Intensivweiterbildung gelernt?
Patrick Schor Die Intensivweiterbildung an der PHBern hat mir neu vor Augen geführt, wie vielschichtig der Lehrberuf ist: Ich arrangiere im Schulalltag das Lernen, beurteile, führe eine Klasse, habe erzieherische Aufgaben, kommuniziere mit Eltern und Behörden. Daneben arbeite ich eng in einem multiprofessionellen Team, in dem es auch immer wieder gilt, in Wertefragen einen Konsens zu finden. All diese Handlungsfelder haben wir in der Intensivweiterbildung sortiert. Die Quartalsweiterbildung Q2 an der PHBern war eine grosse, individuelle Sortieraufgabe.

Wieso haben Sie sich für ein Quartalsangebot entschieden?
Ich wollte an meinen Berufskompetenzen arbeiten. Persönlich habe ich stark davon profitiert, durch den Quartalskurs zu überlegen, was guter Unterricht für mich bedeutet, was bereits gut läuft und wo ich mich weiterentwickeln will. Das motiviert. Wir haben uns ausserdem mit unseren individuellen Berufsbiografien auseinandergesetzt. Es hat mir gutgetan, zu hören, dass alle Teilnehmenden mit denselben Herausforderungen im Schulalltag konfrontiert sind. Der Austausch mit Lehrpersonen, Schulleitenden und Schulischen Heilpädagoginnen und über alle Zyklen und andere Schulmodelle hinweg war bereichernd. Mir wurde bewusst, dass das Besondere am Lehrberuf ist, dass wir mit ganzem Herzen bei der Sache sind und dass es kein Beruf für Einzelkämpfer ist. Der Dialog im Team ist sehr wertvoll und nötig. Dieser hat im Alltag wenig Platz. Und dort liegt viel Kraft. Man merkt, dass man eine gemeinsame Motivation teilt.

Was machen Sie seit dem Besuch der Intensivweiterbildung im Jahr 2022 konkret anders im Berufsalltag?
Ich bin gelassener im Berufsalltag, weil ich mir meiner Rolle stärker bewusst geworden bin. Ich habe zudem gemerkt, wie wertvoll eine Aussenperspektive sein kann. Durch das Hospitieren bei anderen Lehrpersonen habe ich kleine methodische Impulse erhalten und den Mut gefasst, Neues auszuprobieren. Ich habe mir im Handlungsfeld «Beurteilung» beispielsweise vorgenommen, den Schülerinnen und Schülern transparent aufzuzeigen, wie Lernziele auf den Lehrplan referenzieren, oder auch regelmässig Feedback zu überfachlichen Kompetenzen zu geben.

Umgangssprachlich wird oft auch von einem Bildungsurlaub gesprochen. Wie haben Sie die Quartalsweiterbildung erlebt?
Für mich war die Quartalsweiterbildung eine Verschnaufpause vom Unterrichten, in der ich im eigenen Tempo an meinen individuellen Entwicklungsfeldern arbeiten und eigene Werte reflektieren sowie den eigenen Unterricht sezieren konnte. Gleichzeitig war es aber auch eine intensive Zeit. Tatsächlich habe ich allerdings nicht weniger und nicht mehr gearbeitet, als wenn ich unterrichtet hätte.

Viele Lehrpersonen entscheiden sich nach jahrzehntelanger Tätigkeit für eine Intensivweiterbildung. Warum profitieren auch Lehrpersonen mit mittlerer Berufserfahrung von diesem Angebot?
Es stärkt jede Lehrperson, sich der eigenen Motivation und Rolle klar zu werden. Dieses Professionsverständnis ist für mich ein grosser, nachhaltiger Gewinn für die weitere Tätigkeit und bestärkt nochmals meine Begeisterung für diesen Beruf. Für mich war es die richtige Zeit, etwa nach einem Drittel des Berufslebens die Quartalsweiterbildung Q2 an der PHBern zu besuchen, da ich meinen Stil gefunden und bereits wertvolle Erfahrungen gesammelt habe, aber auch «ready» für neue Impulse war. Ich kann mir auch gut vorstellen, in zehn bis fünfzehn Jahren den nächsten Quartalskurs an der PHBern zu besuchen.

Michael Rosin (50; links) ist Schulleiter der Schule Brügg. Er unterstützt Bildungsurlaube aus Überzeugung. Intensivweiterbildungen tragen seiner Meinung nach dazu bei, dass Lehrpersonen längerfristig motiviert und gesund bleiben. Und damit profitieren auch die Schulen davon.

Patrick Schor (40; rechts) ist seit 2009 Lehrer an der Schule Brügg und unterrichtet dort als Klassenlehrperson im Zyklus 3. Vor zwei Jahren hat er einen Bildungsurlaub erhalten, um an der Intensivweiterbildung Q2 «Berufskompetenz» der PHBern teilzunehmen.

Herr Rosin, wie profitieren Sie als Schulleiter, die Schule und das Kollegium davon, wenn eine Lehrperson eine Intensivweiterbildung absolviert?
Michael Rosin Schulen profitieren auf mehreren Ebenen davon, wenn Lehrpersonen Quartalsangebote besuchen: Einerseits gewinnen die einzelnen Lehrpersonen eine sinnvolle Auszeit, um über den Lehrberuf und die eigenen Unterrichtskonzepte nachzudenken, sich mit Kolleginnen und Kollegen auszutauschen und andere Perspektiven einzunehmen. Ein wichtiger Gewinn von Weiterbildungen für Schulen liegt im Bereich der Gesundheit der Mitarbeitenden. Im Hamsterrad des Alltags fehlt die Zeit zur Weiterentwicklung der Selbst- und Berufskompetenzen, und dies kann sich auf die Motivation auswirken. Hier bietet eine Intensivweiterbildung Raum und Zeit dazu. Weiterbildungen tragen dazu bei, dass Lehrpersonen längerfristig in ihrem Beruf motiviert bleiben, und sind deshalb eine lohnende Personalentwicklungsmassnahme.

Und andererseits?
Andererseits setzen gut qualifizierte Lehrpersonen neue Impulse, beispielsweise durch Erkenntnisse aus einem Coaching. Wir haben an der Schule Gefässe geschaffen, damit neue Erkenntnisse im Kollegium geteilt werden können. Selbstverständlich verbreiten sich diese im Team aber auch niederschwellig. So hat Patrick beispielsweise als Klassenführungsmassnahme ein System mit Magneten eingeführt, damit jederzeit ersichtlich ist, woran die Schülerin oder der Schüler aktuell arbeitet und welche Ressourcen dazu nötig sind. Diese Innovation hat schnell im Team Fuss gefasst. Bei konkreten Herausforderungen, zum Beispiel betreffend Schulmodell, sind Lehrpersonen, die bei Schulbesuchen andere Schulmodelle erlebt haben, ein grosser Gewinn.

Welche Bedeutung haben Weiterbildungen in Zeiten von Lehrpersonenmangel?
Wenn Lehrpersonen kurz- oder langfristig fehlen, ob durch Krankheit oder Weiterbildung, ist dies zunächst eine Herausforderung für eine Schule. An der Schule Brügg konnten bereits mehrere Lehrpersonen eine Intensivweiterbildung besuchen, und wir haben immer eine Lösung gefunden. Denn die Situation bietet auch eine Chance: Vielfach können junge Lehrpersonen als
Stellvertretung rekrutiert wer den, die später mit einer Festanstellung zum Kollegium stossen können. Ausserdem kann es für die Schülerinnen und Schüler bereichernd sein, vorübergehend eine andere Bezugsperson zu erhalten.

Inwiefern profitiert auch die Klasse?
Eine begeisterte, motivierte und innovative Lehrperson gibt besseren Unterricht, denn die Auszeit ist eine Chance für konkrete Weiterentwicklungen des eigenen Unterrichts. Dies kommt auch Schülerinnen und Schülern direkt zugute.

Für wen ist eine Intensivweiterbildung Ihrer Einschätzung nach geeignet?
Für alle Lehrpersonen, die interessiert daran sind, sich weiterzuentwickeln. Direkt nach der Grundausbildung würde die nötige Erfahrung für diese intensive Form des Reflektierens über die Berufspraxis noch fehlen, nach dem ersten Drittel der Berufszeit hingegen kann dies sehr gewinnbringend sein.

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Neugierig?
Der Start des nächsten Quartalsangebots ist der 7. Oktober 2024, Anmeldeschluss: 1. August 2024

  • www.phbern.ch/weiterbildung

Foto: Lea Muntwyler

EDUCATION 2.24

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