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Frühsensibilisierung – Frühe Förderung, grosse Wirkung

Auf dem Weg zu einer informierten, offenen und genderneutralen Laufbahngestaltung kommt Eltern, Lehrpersonen und Fachleuten, die mit Kindern zu tun haben, eine besondere Bedeutung zu. Sie sind es, die früh die Grundlagen für eine entsprechende Berufswahrnehmung schaffen. Die BIZ Kanton Bern unterstützen sie dabei.

Was die Eltern und erziehungsberechtigten Personen arbeiten, beeinflusst den Alltag der Kinder direkt und in vielerlei Hinsicht. Das Bild, das dabei vermittelt wird, prägt den späteren Lebensentwurf der Kinder massgeblich; unabhängig davon, ob es bewusst oder unbewusst weitergegeben wird. Denn: Kinder sind von Natur aus neugierig, lieben es, ihre Umgebung und ihr Umfeld zu beobachten, lernen durch Nachahmung und nehmen dabei sehr genau wahr, was um sie herum geschieht. Weil das auch für Geschlechterstereotypen und tradierte Wertevorstellungen und Rollenbilder gilt, ist es umso wichtiger, ihnen von klein auf Erlebnisse und Erfahrungen zu ermöglichen, die ebendiese aufbrechen. Denn: Obwohl es 240 Grundberufe und verschiedene schulische Ausbildungswege gibt, entscheiden sich Mädchen wie Jungen für ihren Erstberuf auch heute noch mehrheitlich im geschlechtstypischen Spektrum, mehr noch: für die zehn fast gleichen Grundberufe wie vor zwanzig Jahren. «Diese Tatsache zeigt eindrücklich, dass hier nicht nur Eltern und Lehrpersonen, sondern auch Politik und Gesellschaft gefragt und gefordert sind», sagt Berufs- und Laufbahnberater Tobias Roder. Seine Teamkollegin Cornelia Balmer ergänzt: «Unsere entsprechenden Massnahmen sind darum auf dem Weg zu einer informierten, offenen und genderneutralen Laufbahngestaltung nur ein Teilaspekt. Der Rest liegt ausserhalb unserer Wirkungsmacht.»

Vielfältige Inspirationshilfsmittel

Cornelia Balmer und Tobias Roder sind beide Berufs- und Laufbahnberater.

Dennoch: Irgendwo gilt es anzufangen und einen Samen zu setzen, soll ein Wandel in Gang kommen. Genau das haben die BIZ Kanton Bern getan und verschiedene Instrumente und Medien lanciert. Sie decken mit Kitas, Zyklus 1 und erziehungsberechtigten Personen die relevanten Bezugspersonen ab und sollen das Interesse der Kinder für verschiedene Laufbahn- und Lebensentwürfe wecken. «Für den Zyklus 1 haben wir in Zusammenarbeit mit der Mediothek der Pädagogischen Hochschule (PH) Bern ein Ideenset ‹Arbeitswelt entdecken› und zwei Medienkisten zur Arbeitswelt und zu Lebenskompetenzen erarbeitet», so Cornelia Balmer. Das Ideenset steht interessierten Lehrpersonen online zur Verfügung, die Medienkisten können bei der PHBern ausgeliehen werden und beinhalten ein Begleitheft, das auf Einsatzmöglichkeiten im Unterricht hinweist. Eine weitere Medienkiste richtet sich unter dem Titel ‹Berufswelt in Kinderaugen› an Kita-Mitarbeitende. «Zusätzlich haben wir einen Leitfaden für Lehrpersonen erstellt, der Tipps und Informationen zusammenfasst, wie Berufsleute ins Klassenzimmer geholt werden könnten. Solche direkten Einblicke sind für die Kinder besonders wertvoll, weil sie den Berufsbildern, die sie von zu Hause kennen, weitere Facetten hinzufügen.» Neben diesen konkreten Arbeits- und Hilfsmitteln für Lehr- und Betreuungspersonen bieten die BIZ zudem gezielte Weiterbildungen für Kita-Mitarbeitende an und sensibilisieren sie in Zusammenarbeit mit ausbildenden Berufsschulen in einer separaten Unterrichtseinheit für Lernende Fachpersonen Kinderbetreuung im 2. Ausbildungsjahr fürs Thema.

Auch für die Eltern

Ein weiterer Schwerpunkt liegt naturgemäss auf den Eltern respektive erziehungsberechtigten Personen. «Sie prägen die Sozialisierung des Kindes vor allem in den frühen Jahren entscheidend und sind beim Vermitteln unserer Botschaften darum zentral», sagt Tobias Roder. Allerdings sei es auch die am schwierigsten zu erreichende Zielgruppe. «Da haben wir als Gesellschaft noch grosses Entwicklungspotenzial.» Ein Umstand, dem das BIZ mit der Lancierung eines Familientages begegnet. Dieser soll im Frühling 2025 erstmals durchgeführt werden und den Austausch mit dieser wichtigen Zielgruppe in einem ungezwungenen Rahmen in Gang bringen. Gleiches gilt für vergangene BIZ-Auftritte an der «tunBern», einer Sonderschau anlässlich der BEA. Hier wurde das Gespräch mit jenen Eltern gesucht, deren Kinder gerade mit den Tüftel- und Experimentiermöglichkeiten der «tunBern» beschäftigt waren. «Erleben die Eltern das Interesse und die Neugier der Kinder an bisher vielleicht nicht mitgedachten Möglichkeiten hautnah, kann das dem späteren Berufsfindungsprozess viel Schub verleihen», nennt Balmer die Idee dahinter. In eine ähnliche Richtung zielen die zweimal jährlich stattfindenden Webinare zur Frage, wie Eltern die Ressourcen ihrer Kinder aktivieren und so ihre Lebenskompetenzen fördern können. Ein Angebot, das grossen Anklang findet und zu der Empfehlung der BIZ Kanton Bern passt, dass Laufbahngestaltungskompetenzen früh und lebenslang gefördert werden können.

Unvoreingenommenheit gewinnt

Lernen Kinder, sich selbst und ihren Fähigkeiten zu vertrauen, neugierig zu sein und Dinge frei nach ihren Interessen auszuprobieren, wird damit der Boden für eine körperlich und mental gesunde Entwicklung gelegt. Sie werden später beruflich wie privat eigenständige Lebensweg-Entscheidungen treffen und diese immer wieder überdenken und gegebenenfalls anpassen können. Damit das tatsächlich gelingt, gilt es, verschiedene Muster zu durchbrechen, was von Eltern sowie Betreuungs- und Lehrpersonen, aber auch von Politik und Gesellschaft eine grosse Portion Unvoreingenommenheit verlangt. Hier liegt denn auch die Krux respektive die grosse Aufgabe: Nicht wenige sind ihrerseits noch mit Eltern gross geworden, die ihr Leben lang den gleichen Beruf ausgeübt, vielleicht sogar ihr ganzes Berufsleben bei der gleichen Arbeitgeberin verbracht haben. So, wie sie heute ihre eigenen Kinder prägen, wurden sie auch selbst geprägt. Für Tobias Roder ist darum klar, dass Offenheit gegenüber den Wünschen des Kindes nicht ausreicht. «Es braucht zudem eine bewusste Reflexion über die eigenen (Werte)vorstellungen und idealerweise die Fähigkeit, diese zu übersteuern.»

Gut unterstützt

Die gute Nachricht: Niemand muss diesen Weg allein gehen. Neben den oben genannten Angeboten und Produkten rund um die Entwicklung von Kindern stehen die BIZ-Standorte auch darüber hinaus jederzeit zur Horizonterweiterung, informativen Inspiration oder kurzen Rückversicherung des bisherigen Weges offen. Ob telefonisch, vor Ort in den Infotheken oder immer am ersten Samstag im Monat zwischen 11 und 13 Uhr in der Kornhausbibliothek: der Austausch mit Berufs- und Laufbahnberater/innen ist überall ohne Voranmeldung möglich. Auch der Elternnewsletter «BIZnotiz» greift das Thema regelmässig auf, zudem liegt in den Infotheken und online die Broschüre «Entdeckungsreise Arbeitswelt» bereit. Sie liefert Eltern handfeste Tipps und Informationen, wie sie ihr Kind auf dem Weg zu eigenständigen Entscheidungen begleiten und unterstützen können. Auf der Webseite sind auch alle weiteren besprochenen Materialien und Leitfäden zugänglich. Aber sehen Sie selbst.

  • www.be.ch/biz-kids

Karin Hänzi

Fotos: zVg

 

EDUCATION 3.24

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