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Nora Meister: «Vieles, was im Sport gilt, möchte ich auch auf den Beruf als Lehrperson übertragen»

Soeben habe ich mein zweites Unterrichtspraktikum begonnen. Ich schätze es sehr, bereits praktisch in den Schulalltag einsteigen zu können. Lehrerin zu werden, war schon immer mein Wunsch.

Ich stamme nicht aus einer klassischen Lehrerfamilie, aber beide Eltern unterrichten Schwimmen. Über das Berufsziel war ich mir schon früh im Klaren, unsicher war ich zunächst mehr in Bezug auf die Schulstufe. Schliesslich habe ich mich für die Oberstufe entschieden. Ich finde, dass die Schülerinnen und Schüler in einem spannenden Alter sind, und schätze den Austausch und die Zusammenarbeit mit Jugendlichen. Natürlich habe ich auch Respekt vor dieser Arbeit, denn ich bin mir der Verantwortung bewusst, aber ich gehe ganz offen an sie heran. Die Tätigkeit auf dieser Stufe ist zudem äusserst vielfältig, und ich kann mich kreativ einbringen bei der Lektionenplanung.

Ich studiere derzeit im dritten Semester am Institut Sekundarstufe I der PHBern. Der flexible Stundenplan und die Möglichkeit, Lerngelegenheiten im Selbststudium zu machen, erlauben es mir, die Ausbildung mit meinem strengen Trainingsplan zu kombinieren. Dies ist für mich sehr wichtig, denn ich bereite mich auf meine dritten Paralympischen Spiele in Los Angeles 2028 vor. Dank meiner früheren Resultate habe ich eine Swiss Olympic Card, mit der ich mein Studium etwas verlängern kann. Und für wichtige Wettkämpfe und Trainings darf ich trotz Präsenzpflicht abwesend sein. Auch in den Praktika kommt mir die PHBern entgegen: Mein Pensum ist etwas geringer, dafür dauert mein Praktikum eine Woche länger als üblich. 

Den Jugendlichen habe ich bereits erklärt, dass ich nicht am «Päuselen» bin, wenn ich zwischen meinen Lektionen abwesend bin, sondern am Trainieren. Bisher erhielt ich von ihnen positive Reaktionen in Bezug auf den Sport – gerade auch von jenen, die mich gegoogelt haben. Das halte ich grundsätzlich für ein gutes Zeichen. Natürlich ist das nach zwei Praktika etwas schwierig einzuschätzen, aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es meine Vorbildfunktion unterstützt, wie ich mich als Schwimmerin engagiere.

Vieles, was im Sport gilt, möchte ich auch auf den Beruf als Lehrperson übertragen: Beide Welten verlangen ein sehr hohes Mass an Ausdauer, lösungsorientiertem Denken und einer umfangreichen Vorbereitung. Ich bin es mir gewohnt, dranzubleiben – auch wenn eine Situation mal etwas schwierig ist. Diese Erfahrungen und Eigenschaften will ich sicher auch in meinem zukünftigen Berufsalltag als Lehrperson einbringen.

Den Rollstuhl spreche ich im Unterricht mit den Jugendlichen immer gleich bei der ersten Vorstellung an. Die Schülerinnen und Schüler sind diesbezüglich am Anfang noch etwas zurückhaltend, aber im Laufe der Zeit stellen sie mir auch ab und zu Fragen. Für meinen Alltag ist es wichtig, dass die PHBern und ein Schulhaus rollstuhlgängig sind. Meine Praktikumsplätze wurden entsprechend ausgewählt. Das müsste bei meiner zukünftigen Arbeitsstelle auch der Fall sein. Da ich beim Nationaltrainer in der Schwimmhalle Neufeld in Bern trainiere, werde ich nach Möglichkeit nach einer Anstellung in der Region suchen, damit lange Anreisezeiten wegfallen und ich beide Welten optimal kombinieren kann.

Nach meinem Studium möchte ich auf der Sekundarstufe I die Fächer Deutsch, Mathematik, Ethik, Religionen, Gemeinschaft (ERG) sowie Räume, Zeiten, Gesellschaften unterrichten. Ich habe mir diese Fächer ausgewählt, weil sie schon in meiner Schulzeit meine Favoriten waren. Meine Ziele im Sport? Nun ja, an den Paralympischen Sommerspielen 2020 in Tokio holte ich eine Bronzemedaille, vier Jahre später in Paris Silber. Es wäre schön, wenn ich 2028 in Los Angeles den Medaillensatz vervollständigen könnte!

Nora Meister (23)

studiert am Institut Sekundarstufe I an der PHBern. Die gebürtige Lenzburgerin ist erfolgreiche Schweizer Schwimmerin im Parasport und Olympionikin.

Stephanie Christ

 

EDUCATION 4.25

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