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Marc Rentschler: «Obwohl mir der Rollenwechsel gelingt, laufen die beiden Jobs selten getrennt voneinander»

Eigentlich bin ich Lehrer. Nach dem Wirtschaftsgymnasium hängte ich die maturitätsgebundene Lehrerbildung an und erhielt nach zwei Jahren als einer der Letzten das integrale Lehrerpatent für die erste bis neunte Klasse.

Zunächst unterrichtete ich in Lyss an der Mittelstufe. 2009 wechselte ich ans Berufsbildungszentrum Biel-Bienne (BBZ), machte die Ausbildung zum Berufsschullehrer und hielt dort Lektionen in Allgemeinbildung.

Vergangenheitsform, weil ich seit Ende 2022 eine neue Aufgabe habe: Ich bin immer noch am BBZ, jetzt aber als Betriebsprojektleiter Sanierung. Ein Job, der mich wahnsinnig viel lehrt, auch nach drei Jahren noch. Als ich kürzlich im Mitarbeitendengespräch gefragt wurde, ob ich Weiterbildungsgelüste habe, konnte ich mit gutem Gewissen verneinen. Nicht weil mich nichts interessieren würde. Sondern weil ich in dieser Funktion fast jeden Tag Weiterbildung habe. Die Betriebsprojektleitung bringt so viel Neues mit sich, da geht mir der Lernstoff so schnell nicht aus.

Ich bin darum froh, Andreas Barth an meiner Seite zu haben, unseren Abteilungsleiter Hausdienst. Wir ergänzen uns perfekt und nehmen uns gegenseitig jene Aufgaben ab, in denen der jeweils andere nicht ganz so versiert ist. Er delegiert die ganzen Präsentationen und E-Mails an mich, ich wiederum wäre ohne seine immense technische Erfahrung aufgeschmissen. Dieses beherzte und wohlwollende Miteinander schätze ich sehr. Eine Ahnung davon stand am Anfang meines internen Wechsels. Die anstehende Sanierung nahmen wir Lehrpersonen zu diesem Zeitpunkt noch relativ unbeteiligt zur Kenntnis. Dann sprach mich der damalige Direktor ad interim an und meinte: «Du, wir bräuchten jemanden, der die Betriebsprojektleitung macht.» Dass er damit an mich gelangte, erstaunte mich sehr, schliesslich war ich bis dahin eine Lehrperson wie jede andere. Ohne linke Hände, das sicher, aber auch nicht vom Fach. Meine Bauleitungserfahrung beschränkte sich auf unseren privaten Hausumbau. Andreas Barth indes war von Anfang an Fan von unserer möglichen Zusammenarbeit. Später habe ich verstanden, dass es bei meiner Rolle um den Unterrichts- und Schulalltagsblick geht, um jemanden, der die Bedürfnisse der Schule aus eigener Erfahrung kennt und entsprechend mitdenkt.

So verbringe ich einen Grossteil meiner Arbeitszeit damit, im Schulraum der Zukunft verschiedene Bedürfnisse unter einen Hut zu bringen und gleichzeitig im Budget zu bleiben. Involviert sind einerseits die Bildungs-und Kulturdirektion, andererseits das Amt für Grundstücke und Gebäude. Auf der einen Seite also die Bedürfnisse der

Nutzenden und der Anspruch an eine der Zeit angepassten Infrastruktur, auf der anderen Denkmalpflege und Zertifizierungen wie Minergie-Status usw. Unsere Aufgabe ist es, die beiden Pole so auszutarieren, dass das Resultat auf lange Sicht Bestand hat.

Entscheidungen von einer gewissen Tragweite, weshalb es umso wichtiger ist, dass ihre Findung breit abgestützt ist. Mitunter erweist sich dabei mein zweiter Job als hilfreich: Einen Tag pro Woche arbeite ich am Mittelschul- und Bildungsamt (MBA) als Fachverantwortlicher Bildungsverordnungen, eine Aufgabe, durch die ich als Superuser Evento gekommen bin. Diese Software digitalisiert organisatorische und administrative Prozesse und reduziert damit den Verwaltungsaufwand. Am BBZ bin ich für den entsprechenden First-Level-Support für Lehrpersonen und das Sekretariat zuständig, am MBA setze ich die Prozesse dahinter auf, immer dann, wenn eine Bildungsverordnung revidiert wird. Mit meiner Arbeit im Hintergrund sorge ich dafür, dass die Verordnungen korrekt und kantonsweit gleich umgesetzt werden. Dass ich mich hier trotz nur eines Tages pro Woche als vollwertiges Teammitglied fühle, schätze ich sehr.

Obwohl mir der Rollenwechsel grundsätzlich gut gelingt, laufen die beiden Jobs selten fein säuberlich getrennt voneinander. An den Berufsschulen bin ich einerseits als der Rentschler vom Amt, andererseits als der Rentschler vom BBZ bekannt. Mein Rucksack ist darum so ausgestattet, dass er Platz für zwei Laptops lässt – die meistens auch beide laufen. 

Marc Rentschler (49)

lebt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Sutz und verschreibt sich in seiner Freizeit als waschechtes Bielerseekind ganz dem Wasser, sommers in flüssiger, winters in gefrorener Form. Für seine Arbeit bewegt er sich inhaltlich und geografisch gleichermassen fliessend, ist mal am Amt in Bern, dann wieder an der Schule in Biel tätig.

Karin Hänzi

 

EDUCATION 4.25

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