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Vom Kirchenbrand zum Gemeindezentrum

Das ehemalige Schulhaus von Uttigen vereint Geschichte und Moderne. Auf den Überresten der mittelalterlichen Kirche erbaut, wurde es mehrfach renoviert und umgenutzt. Es präsentiert sich heute wieder in den Farben von 1912.

Im Jahr 1536 ging die Kirche von Uttigen in Flammen auf. An ihrer Stelle wurde 1912 ein Schulhaus gebaut, das nun weithin sichtbar auf dem Bühl-Hügel von Uttigen steht. Seine – für Schulbauten unübliche – auffällige Lage verdankt es dem früheren Standort der Kirche. Ins Auge springt sofort auch das charmante Türmchen, der sogenannte Dachreiter, der mit einer Uhr ausgestattet ist.

Seit 1985 wird das Gebäude nicht mehr als Schule genutzt. Es hat im Laufe der Jahre bereits viele Wandlungen erlebt. Nach dem Umbau im Jahr 1985 (damals hat man auch den ehemaligen Sanitärtrakt durch einen neuen Anbau ersetzt), wurde das Gebäude ab 2022 erneut umfassend saniert. 

Frisch mechanisierte Uhrwerk des Dachreiters / © Denkmalpflege des Kantons Bern

Diese Renovierungsarbeiten, die bis zum Sommer 2024 andauerten, haben das Gebäude fit für die Zukunft gemacht. Es beherbergt nun verschiedene öffentliche Einrichtungen: Im hellen Untergeschoss befinden sich das Archiv und eine Spielgruppe, während das Erdgeschoss eigentlich als Arztpraxis vorgesehen war. Doch wie vielerorts gestaltet sich die Suche nach einem Hausarzt oder einer Hausärztin auch in Uttigen schwierig, weshalb die Räume vorerst den lokalen Vereinen zur Verfügung stehen. Die Gemeindeverwaltung hat im ersten Obergeschoss und im Dachgeschoss ihr Zuhause gefunden. Im Dachgeschoss, das als «Dorflokal» für Sitzungen und Informationsveranstaltungen dient, tickt das frisch mechanisierte Uhrwerk des Dachreiters wieder leise vor sich hin. Dank eines Lifts im Anbau ist auch die Barrierefreiheit gewährleistet. Übrigens: Während der Sanierung und Aufstockung des Schulhauses am Auweg sind 2022 ein paar Klassen für kurze Zeit wieder ins Schulhaus auf dem Bühl eingezogen.

Die Sanierung hat das Gebäude nicht nur technisch auf den neuesten Stand gebracht, sondern ihm auch seine Farbigkeit zurückgegeben: Nach einer sorgfältigen Farbuntersuchungen erstrahlen die Fassade, das Treppenhaus und die ehemaligen Klassenzimmer wieder in die Farben von 1912. Eine besondere Entdeckung machte man im Treppenhaus: Dort kam in einer Ecke zufällig der bauzeitliche Boden aus Zementfliesen zum Vorschein. Er bleibt hier als kleines Zeitfenster sichtbar. Die alten Fenster wurden durch hochwertige Ziehglasfenster ersetzt, die originalen Espagnoletten hat man restauriert und anschliessend wieder angebracht. Und zu guter Letzt erhielt das Uhrtürmchen ein neues Schindeldach.

So verbindet das einstige Schulhaus von Uttigen heute Vergangenheit und Gegenwart auf eindrucksvolle Weise.

Doris Sommer
Denkmalpflege
Kommunikation und Vermittlung

Fotos: 
Christian Helmle
Denkmalpflege des Kantons Bern

 

EDUCATION 4.24

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